Nicht wegen der Optik, sondern aufgrund des Abstandsflächengesetzes ergab sich kristalline Ausformung des Baukörpers. (Quelle: Constantin Meyer Fotografie)

Technik 7. June 2022 Bronzefarbene Haut aus Aluminiumrauten

Am Rande von Lechenich steht ein markantes Mehrfamilienhaus, das man wohl eher in einem Villenviertel verorten würde. Zu den augenfälligen Highlights zählen die Dachgestaltung mit unterschiedlichen Dachneigungen sowie die durchgehende bronzefarbene Haut aus Aluminiumrauten.

Seit 25 Jahren leitet Markus Hanrath gemeinsam mit seinem Partner Werner Wilkin das breit aufgestellte, in Köln beheimatete Architekturbüro. Ihr Portfolio langt vom Bauen im Bestand, Neubau, Verwaltungsbau bis hin zum Wohnbau. Dabei verfolgen sie stets einen „sehr wirtschaftlichen Ansatz“ – „Kosten, Funktion und Design, das ist unsere Handschrift!“, so Hanrath. Dies ist letztlich auch dem Betriebswirtschaftler Wilkin zu verdanken, der alle kaufmännischen Belange während der Planung und Ausführung der Projekte von A bis Z begleitet. Architekt Hanrath und sein 10-köpfiges Team packen gerne an: „Wir wollen bauen und realisieren, und nicht nur Entwurfs- und Wettbewerbsarchitektur machen“, wie Hanrath erläutert, „von der ersten Idee bis hin zur Schlüsselübergabe“. Auch bei dem vom Bauherrn Jade Bauträger GmbH initiierten Projekt in Erftstadt, reichten die Verantwortungen bis hin zur künstlerischen Oberleitung.

Als Befestigungsgrund für die Fassadenbekleidung diente eine vorgehängte, hinterlüftete Fassadenkonstruktion mit horizontal verlegten Trapezprofilen. (Quelle: Julien Dauber)

Kristallin geformt

Über die Grundstücksgröße, nachbarliche Höhen, Geschossigkeit und Typologie kam man anfangs zur groben Vision des Baukörpers in der ersten Skizze, die jedoch an die Vorgaben des Baurechts adaptiert werden musste: Das oberste Geschoss, das sich durch das ursprünglich geplante Flachdach ergeben hätte, war in der Form nicht möglich, da man sich am Maßstab in der Nachbarschaft, in diesem Fall an der Trauf- und Firsthöhe eines Referenzobjekts in derselben Straße orientieren musste. „Wir orientierten uns an der Trauf- und Firstkante des Nachbargebäudes und suchten zusätzlich um ein weiteres Stockwerk an, was kein Problem war. Das führte auch zur kristallinen Ausformung im oberen Bereich des Baukörpers – nicht wegen der Optik, sondern aufgrund des Abstandsflächengesetzes. Je höher man baut, desto größer muss der Abstand zum Nachbarsgebäude sein. Wenn man die Wände nicht so hoch gestaltet und ab einem gewissen Punkt unter 45 Grad abknickt, zählt die Wand nicht mehr mit. So kann man näher an die Grenze herankommen und schafft gleichzeitig ein Mehr an Quadratmetern“, erzählt Hanrath.

Handwerkskunst in Rauten

Der komplexe Neubau ist sichtlich etwas anders als seine Nachbarsgebäude, fügt sich jedoch auf seine eigene Art in Lechenich ein: Beim vorderen, zur Straße hin ausgerichteten Walmdachgebäude ist beinahe die Hälfte der Kubatur auf die Höhen und Typen der Straße abgestimmt, nach hinten, in die Tiefe des Grundstücks hinein, erstreckt sich der Hinterhauskörper, den man von der Straße aus praktisch kaum wahrnimmt. Das Gebäude punktet mit großzügigen Raumhöhen, die lichtdurchflutete Räume ermöglichen.

Für die nicht nur fachgerechte sondern in vielen Details zudem künstlerische Umsetzung der komplex geformten Gebäudehülle erhielt die Arbeitsgemeinschaft Sobireg/Dauber/ und Krechel Bedachungen den Zuschlag. Dass sich die zehntausenden Prefa Rauten 44 × 44 in der Sonderbeschichtung P.10 Bronze wie eine einheitliche Haut in höchster Ausführungsqualität über das gesamte Bauwerk ziehen erfordert von Klempner- und Dachdeckermeister Julien Dauber ein ebenso Höchstmaß an handwerklichem Geschick in der Blechbearbeitung.

Sturzgefälle und Neigungsgrenzen

Lag die handwerkliche Herausforderung in den zahlreichen komplizierten Anschlussdetails, mussten für die regelgerechte Ausführung Unterschreitungen der Regeldachneigungen gemanagt werden. Ebenso galt es, das Niederschlagswasser an den steilgeneigten Dachtraufen sicher abzuleiten. Hierzu war eine spezielle Bemessung der Rinnen und Rinnenabläufe erforderlich.

Wie die Dachspezialisten dies bewerkstelligen, lesen Sie in der nächsten KlempnerMagazin Ausgabe 4/2022.

zuletzt editiert am 07.06.2022