Die Aufstockung erbrachte zusätzliche etwa 70 Quadratmeter Wohnfläche und mit ihren acht markanten Gaubenfenstern viel Licht. Die anthrazitfarbene Metallbekleidung wirkt edel und fügt sich ideal in das Stadtbild von Glarus ein.
Mansarden-Dachkonstruktion erbringt zusätzlichen Wohnraum (Quelle: casa- technica.ch)

Technik 10. August 2022 Dachsanierungen: Vertikal verdichtet, nachhaltig verhüllt

Die Situation scheint paradox: Die Bevölkerungszahlen in Europa stagnieren oder schrumpfen sogar und in den Städten wird der Wohnraum knapp. Dort wird die vertikale Nachverdichtung des Bestands zur Lösung, wie beispielsweise bei dem Mehrfamilienhaus, mitten im schweizerischen Städtchen Glarus.

Das Dach des Mehrfamilienhauses Rentsch im Zentrum der Stadt Glarus war nach Jahrzehnten an vielen Stellen notdürftig repariert und musste letztendlich grundlegend saniert werden. Nach einigen Überlegungen und Kosten-/Nutzenrechnungen sahen Bauherr und das hinzugezogene Architekturbüro einen Stockwerkausbau sowohl aus ökonomischer als auch aus und ökologischer Sicht als die geeignete Lösung. Eine gut gelöste Aufstockung schafft zusätzlichen Wohnraum, Wohnkomfort und fügt sich in das städtebauliche Umfeld ein - dies umzusetzen, war nun die Aufgabe der Architektin FH Rita Rüdisüli von Jung Architektur GmbH aus dem benachbarten Näfels. „Das Stadthaus liegt im ortsbildgeschützten Zentrum von Glarus. Es bestand Handlungsbedarf, da das Dach mit zwei über Eck angeordneten Pultflächen und einem begehbaren Flachdachbereich immer wieder undicht war und die Holzkonstruktion schon Schaden genommen hatte“, berichtet die Architektin: „Die Bauherrschaft entschloss sich, bei der Entwicklung des Sanierungskonzeptes für das marode Dach offensiv vorzugehen. Ihr Wunsch war es, bei der Gelegenheit auch das Dachvolumen zu erweitern und zusätzliche Nutzfläche zu gewinnen“, so Rita Rüdisüli.

Wohnraum, Licht und Wetterschutz

Als architektonische Antwort auf diese Vorgabe erarbeitete das Team der Jung Architektur GmbH eine städtebaulich kompatible und im Sinne des Bauherrn und der Nutzer gewinnbringende Lösung in Form einer Mansarden-Dachkonstruktion. Die energetisch optimierte Aufstockung erbrachte zusätzliche etwa 70 Quadratmeter komfortable Wohnfläche, mit ihren acht Gaubenfenstern viel Licht sowie eine Dachterrasse mit Blick auf die Stadt Glarus und dem schönen Glarnerland. Die anthrazitfarbene Bekleidung im Stehfalzsystem mit ihrem Dachüberstand und der vorgehängten Rinne wirkt edel und fügt sich ideal in das Stadtbild von Glarus ein. Die Traufe bildet weiterhin eine klare Trennung von verputzten Fassade und dem Dach und die Dachgeschossfenster nehmen die Fassadenstruktur auf. Sie lehnen sich durch mit ihren die Zargen und Einfassungen an die ortstypischen kleinen Dachgauben an. Darüber hinaus sorgt die Metalldachkonstruktion in der alpinen Region viele Jahrzehnte für den perfekten Wetter-, Wärme- und Feuchteschutz.

Sicher konstruiert 

Das Team der Jung Architektur GmbH erarbeitete eine städtebaulich kompatible und im Sinne des Bauherrn gewinnbringende Lösung in Form einer Mansarden-Dachkonstruktion.
Das Team der Jung Architektur GmbH erarbeitete eine städtebaulich kompatible und im Sinne des Bauherrn gewinnbringende Lösung in Form einer Mansarden-Dachkonstruktion. (Quelle: casa- technica.ch)

Den Auftrag für die Ausführung der Metalldachkonstruktion erhielt Casa-technica.ch / Landolt Gebäudetechnik AG. Der damalige, am 1. März 2021 leider viel zu früh verstorbene Geschäftsführer und diplomierte Spenglermeister René Landolt war mit dem Projekt betraut. Er hat maßgeblich für den bauphysikalisch sicheren Dachaufbau gesorgt, was in der alpinen Region zum Schutz der Baukonstruktion von entscheidender Bedeutung ist. Auch bei der architektonischen Gestaltung der Mansardenbekleidung und den vielen spenglertechnischen Details hat er seine Handschrift hinterlassen und mit seinem Team für die fachgerechte Ausführung gesorgt. Dementsprechend erfolgte der Aufbau als durchgehend hinterlüftete Dachkonstruktion mit zwei Lagen 24 mm Holzschalung, einer 50 mm Konterlattung für die Hinterlüftungsebene und einem Unterdach als zweite Ablaufebene. Darunter angeordnet sind die Dämmebene mit der diffusionshemmenden Bahn und Luftdichtung sowie die Deckenkonstruktion. Die Gauben sind konstruktiv sowohl an die Hinterlüftung als auch an das Unterdach angeschlossen. Die Zuluft erfolgt an der Mansardentraufe, die Entlüftung am Pultfirst des flachgeneigten Dachbereiches – gleichzeitig Brüstungsbereich der Dachterrasse.

Um Verunreinigungen auf den steilgeneigten markanten Mansardenflächen zu minimieren, werden die flachgeneigten Dachbereiche mit einer innenliegenden, von außen nicht sichtbarer Rinne aus langlebigem Edelstahl separat entwässert. Die Entwässerung der Mansarde erfolgt am verbliebenen Dachüberstand in eine vorgehängte, halbrunde Dachrinne – so, wie vor der Sanierung.

Lesen Sie die vollständige Projektdokumentation in KlempnerMagazin 4/2022.

zuletzt editiert am 10.08.2022