Das Foto zeigt eine Metallfassade mit Solarmodulen.
Dass sich Architektur und Technik in Einklang bringen lassen, zeigt der neue Technologiepark in Rapperswil mit einer schönen Fassade, die zudem solare Energie erzeugt. (Quelle: casa-technica.ch)

12. July 2023 Energie aus der Fassade 

Solartechnik: Vorgehängte hinterlüftete Fassaden ermöglichen nicht nur vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, sie werden immer häufiger auch für zusätzliche Nutzungen aktiviert. Dass sich Architektur und Technik in Einklang bringen lässt, zeigt der neue Technologiepark in Rapperswil mit einer schönen Fassade, die zudem Energie erzeugt.

Der neue Technologiepark Nef Tech in Rapperswil-Jona befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Blumenau (CH) und entwickelt sich zu einem neuen Treffpunkt für Mensch und Technologie. Ziel des Hauses ist es, Forschung, Entwicklung und Wirtschaft unter einem Dach zu vereinen. Das Kompetenz-Zentrum bietet Raum für Unternehmen in den Bereichen Robotik, IT, Schulung und Dienstleitungen. Aktuelle Mieter sind unter anderem die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) mit Schulungsräumen, Büros und Forschungsstätten für ihre Institute sowie die Chiphersteller. Die Unternehmen profitieren von der breiten Infrastruktur des Parks mit Hotel, Restaurant, Lagerräumen, Anschluss an Zugverbindungen, Flugverkehr, Autobahnnetz u.v.m.

Dass es sich im gesamten Nef Tech um Hightech dreht, wird auch an der modernen Fassadenbekleidung sichtbar. So ist es Architekten und Handwerksspezialisten der Gebäudehülle gelungen, ein typisches Fassadensystem mit technischen Komponenten zu kombinieren – in diesem Falle, Solarmodule zur Stromerzeugung. Somit konnte der klassische Nutzungsbereich der Sonnenenergie über das Dach hinaus erweitert werden.

Zwei Systeme, eine UK

Als Aufbau wurde hierzu eine bauphysikalisch sichere vorgehängte, hinterlüftete und wärmegedämmte Fassadenkonstruktion (VHF) gewählt. Der Aufbau für beide Systeme besteht aus einer dreiteiligen Aluminiumunterkonstruktion mit Wandkonsolen und Thermostopp als thermische Trennung auf Mauerwerk, einer Wärmedämmung aus Glaswolle (180 und 200 mm), abgedeckt mit schwarzem Fassadenvlies.

Als primäres Fassadensystem kam ein 4,0 mm Aluminium Verbundsystem von Reynobond mit weißer Farbbeschichtung zum Einsatz. Für die größtmögliche Ausbeute von Solarstrom wurden die Fassadenflächen in den Zwischenbereichen der Geschosse mit speziellen fassadenintegrierten Solarmodulen des Fabrikats Sunskin Facade Lap von suisspearl/Eternit (Schweiz) bekleidet. Die technische Basis bilden robuste Glas-Glas-Solarmodule, die eine hohe Widerstandsfähigkeit bei Frost und Hagel aufweisen und mittels System-Haltehaken an der Unterkonstruktion fixiert werden. Laut Herstellerangaben liefern die Module auch nach 25 Jahren noch mindestens 80 % Leistung (https://www.swisspearl.ch).

Eine Aufgabe für Spezialisten 

Den Auftrag für die Ausführung der gesamten Gebäudehülle einschließlich der Flachdachabdichtungen erhielt casa-technica.ch / Landolt Gebäudetechnik AG mit Sitz in Näfels. Ihr Leistungsspektrum umfasst die Bereiche Haustechnik (Sanitär, Solar, Lüftung) und Gebäudehülle (Spengler, Dach, Fassade und Gebäudesanierung). Das Projektteam vom Technologiepark hatte eine große Aufgabe vor sich, denn immerhin galt es, rund 2.000 m² Wandfläche einschließlich Unterkonstruktion und mehreren Kilometern Anschlüssen zu bewerkstelligen. Hinzu kamen die Installation und Verkabelung der PV-Fassadenmodule.

Die Unterkonstruktion befestigten die Spengler mit Iso-Dübeln auf dem Mauerwerk. Als Distanzprofile für Dämmung und Hinterlüftung dienten horizontale L-Profil 40 x 40 mm und vertikale Z-Profil in der Fläche. An den Fassadenstößen sind pulverbeschichtete Omega-Profile hinterlegt, die für ein hochwertiges Erscheinungsbild sorgen. Um ein gleichmäßiges Fugenbild zu erzielen, war sowohl bei der Montage der Unterkonstruktion als auch beim Verlegen der Verbundtafeln höchste Präzision gefragt – und dies bereits in der Planungsphase. Die Eckausbildungen an den Fensterleibungen sind aus der Verbundplatte heraus mittels V-förmigem Hinterschnitt gekantet. Sie wirken somit wie aus einem Guss. Um Dehnungsbewegungen der Tafeln zu ermöglichen und um Aufwölbungen zu vermeiden, sind die Fassadenplatten mit Gleit- und Fixpunkten mit der Aluminium-Unterkonstruktion vernietet.  

Terrassen mit Wertschöpfung

Auch die Abteilung Steil- und Flachdach bei casa-technica hatte am Technologiepark einiges zu tun. Ihre Aufgabe war es, die großen Hautdachflächen und weitläufigen Dachterrassen fachgerecht abzudichten. Zur Ausführung kam eine bituminöse Abdichtung bestehend aus einer vollflächig aufgeschweißten Dampfsperre, eine Wärmedämmung, eine zweilagige Abdichtung (obere Lage beschiefert) sowie eine Schutzlage plus Brandschutzvlies. Auf den genutzten Terrassen wurden Gehwegplatten auf Stelzlagern verlegt. Im Auftrag enthalten waren auch die architektonisch gelungenen und verglasten, freistehenden Schutzgeländer. Mit dem technisch interessanten und patentierten Befestigungssystem BefTec war der Aufbau der Terrassenumrandung problemlos und einwandfrei möglich. Das Ganzglasgeländer mit unterer Einspannung besteht aus einer Glaskonsole zur Aufnahme der Glastafeln. Das sogenannte DRY.SYSTEM für die Montage auf Flachdach-/Balkonaufbauten besteht aus einem Dichtteil für den Anschluss an die Terrassenabdichtung. Zum Höhenausgleich von Dachgefälle, Gefälledämmung oder hohen Fußbodenaufbauten werden entsprechend lange Gewindestangen eingebaut (https://www.beftec.info). Mit Blick auf die Wertschöpfung stellte die Montage der Geländer für casa-technica eine interessante Zusatzarbeit außerhalb des Dachhandwerks dar.

Weitere Informationen:
www.casa-technica.ch

zuletzt editiert am 26.07.2023