Aufgrund der steigenden Nachfrage sowie hoher Qualitätsansprüche des Handwerks an Stahlblech für Dach und Fassade, investierte Hersteller SSAB in modernste Anlagentechnik. KlempnerMagazin hatte die Gelegenheit, bei laufender Produktion den neuen Weg vom Großcoil bis zum Handwerkerring zu verfolgen.
Aus der Reihe der Spezialstähle von SSAB für den Maschinenbau, für die Werkzeugfertigung oder Fahrzeugkarosserien geht es im Servicecenter Beuningen ausschließlich um die Dünnblechbearbeitung für die vielseitigsten Anwendungen. Hierzu zählen beispielsweise Innenbekleidungen im Schiffsbau, Decorprofile, Gerätegehäuse, Möbel, Displays oder Beschilderungen. Verarbeitet werden Polyester- oder folienlaminiertes, verzinktes Stahlfeinblech mit verschiedenen Dekoren, Aluzink mit Versiegelung und insbesondere organisch beschichtete Bleche der Produktlinie Greencoat. Bei unserem Werksbesuch im niederländischen Beuningen gab Vertriebsleiter Harald Schlegel Auskunft über den eingeschlagenen Weg zur klimaneutralen Stahlproduktion, über aktuelle Marksituationen und über die heutigen Anforderungen der Kunden: „Es dauert in der deutschen Handwerksbranche immer eine gewisse Zeit, bis neue Produkte im Markt angenommen werden. Diese Zeit ist nun Vergangenheit, denn die Nachfrage und Ansprüche an unseren Werkstoff haben sich so erhöht, dass wir den Workflow und Technologie bei der Konfektionierung völlig neugestalten mussten“, erklärt Harald Schlegel.
„Grüne“ Farbbeschichtungen
Unmittelbar nach dem Walzprozess im schwedischen Oxelösund erfolgt die Verzinkung und Beschichtung der Bänder. Das Material für die klempnertechnischen Anwendungen beispielsweise erhält hierbei einen Zinkauftrag von 350 g Zink/m² und wird anschließend mit einer umweltfreundlichen organischen BT Farbbeschichtung versehen (BT=Bio-Technologie). Für ein ökologisches Bauen wurde ein Großteil der herkömmlichen fossilen Farbenbestandteile durch schwedisches Pflanzenöl ersetzt. Technische Eigenschaft für die problemlose Ausführung von Falzarbeiten ist, dass der PLX Stahl praktisch nicht zurückfedert und somit sehr enge Verformungen zulässt. Dies gilt auch für die Beschichtung. Das Blech kann von Hand gebogen werden und ist bei Temperaturen bis -15 °C verarbeitbar.

Vom Großcoil bis zum Handwerkerring
Die bis zu 6,0 Tonnen (PLX bis 1,0 To) schweren Großcoils werden auf Bestellung des Servicecenters produziert, per Schiff und LKW aus Schweden angeliefert und im Werk konfektioniert. „Unsere Stärken in Breuningen sind die optimale Verfügbarkeit unserer Stahlblechprodukte. Mit unserer neuen Produktionsstraße sind wir hinsichtlich der Lieferzeiten und, was heute genauso wichtig ist, auch hinsichtlich der Qualität, noch besser auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden zu reagieren“, so Harald Schlegel. „Die neue Spaltanlage wurde nach unseren Vorgaben unter Einbeziehung unseres Fachpersonals aus der Produktion konstruiert; sie gibt es in dieser Form kein zweites Mal. Mehrere Umlenkwalzen reduzieren Materialspannungen und Unebenheiten beim Durchlauf auf ein Minimum. Somit wird dem Handwerker ermöglicht, auch mit Stehfalzdeckungen aus Dünnblech eine sehr ebene Oberfläche und damit eine sehr hohe Ausführungsqualität zu erzielen. Auch bei unserer robotergestützten hocheffizienten Verpackungseinheit am Ende der Produktionsstraße handelt es sich um ein Unikat.“
Kleincoils im Viererpack
Mit der neu konzipierten Anlage können die häufig angefragten Kleincoils von 100 und 200 kg mit einem Innendurchmesser von 400 mm im Viererpack und mit dem Coilauge zum Himmel auf stapelbaren Paletten abgestellt werden. Der Roboter nimmt die kleinen Ringe automatisch von der Spaltanlage ab und führt die Verpackung ohne händisches Eingreifen durch. 500 kg und 1000 kg Ringe werden vollautomatisch auf Coilpaletten mit dem Coilauge zur Wand zusammengestellt.
„SSAB hat diese Investition für getätigt, um der ständig stark steigenden Nachfrage von Stahlblech für die Stehfalztechnik nachzukommen. Neukunden, die unser Material einmal ausprobiert haben, erkennen schnell die Vorteile und setzen es immer wieder ein. Die bauphysikalischen Parameter des Werkstoffes und die Qualitätsmerkmale des Produktionsverfahrens sind kein Werbeversprechen, sie erlauben ökologische Dächer und Fassaden in hochwertiger Ausführungsqualität“, versichert Harald Schlegel.