Fortbildungen: Ende Januar trafen sich 25 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige des Klempner-/Spenglerhandwerks zur Weiterbildung in Weißenhorn bei Ulm. Fachgerechte Anschlüsse mit Abdichtungen und Geräuschbildung an Metalldächern waren die Schwerpunkte.
Die Fachverbände SHK Bayern und SHK Baden-Württemberg veranstalten traditionell im jährlichen Wechsel Fachseminare für Sachverständige des Klempner-/Spenglerhandwerks. Sie bieten den Sachverständigen damit fachspezifische Wissensvermittlung und die Möglichkeit für den kollegialen Austausch zu aktuellen Themen rund um Metalldächer, Metallfassaden – und immer mehr auch zu Flachdachabdichtungen. Nach einer Pandemiepause lud René Eberhardt, Technischer Referent beim Fachverband SHK Bayern, Ende Januar 2023 zum Seminartag in die Kreishandwerkerschaft nach Weißenhorn bei Ulm ein. Rund 25 Teilnehmer nutzten das beliebte Angebot der beiden Fachverbände und sorgten für eine rege Beteiligung auch zu Themen, die nicht im Programm standen. „Das ist typisch für unser Veranstaltungsangebot: Die Kollegen berichten stets gerne über interessante Fälle und Erlebnisse in ihrer Sachverständigentätigkeit. ‚Wie hättet ihr entschieden‘, ist eine oft gestellte Frage, die nicht selten zu lebhaften Diskussionen am Rande der Hauptthemen führt“, schildert René Eberhardt. Juristische Unterstützung zu allen berührten Rechtsfragen gab Rechtsanwalt Manfred Klöpfer vom Fachverband SHK Bayern. Ulrich Leib, Bundesfachgruppenleiter Klempnertechnik beim ZVSHK, moderierte die Veranstaltung.

Bis zur Mittagspause ging es um fachgerechte Abdichtungen mit Kunststoffbahnen an aufgehende Bauteile, barrierefreie Übergänge und Terrassentüren auf Balkonen, Loggien und Laubengängen. Bis zur Frühstückspause ordnete Wittich Lingelbach von der BMI Anwendungsberatung Süd im theoretischen Teil 1 die zugehörigen Abdichtungsnormen DIN 18195, DIN 18531-5 mit ihren Begrifflichkeiten ein und erläuterte, was in den Fachregeln des Dachdeckerhandwerks bei der Bauausführung beachtet werden muss.

Gefälle bei Abdichtungen beachten
Gemäß DIN 18531-5 sollte die Abdichtungsschicht mit einem Gefälle von mindestens 1,5 % geplant und ausgeführt werden, denn selbst geringfügige, aber länger einwirkende Mengen stehenden Wassers (z. B. Pfützen) können sich schädigend auf Schutz- und Belagsschichten auswirken (z. B. bei Plattenbelägen im Mörtelbett). Wird der Wasserabfluss durch die Belagsschichten so lange verzögert, dass daraus Schäden im Belag zu erwarten sind, müssen Dränschichten auf der Abdichtungsschicht vorgesehen werden. Die Höhe der Anschlüsse an aufgehende Bauteile ist im Regelfall mit mindestens 0,15 m über Oberfläche der Nutzschicht/Belag zu planen. Wittich Lingelbach wies darauf hin, dass die Abdichtungsschicht an Anschlüssen mit dem gleichen Stoff wie in der Fläche ausgeführt werden sollte. Im Falle eines Systemwechsels aus flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen auf einen bahnenförmigen Abdichtungsstoff müsste die Überlappungsbreite dann mindestens 100 mm auf die Bahn betragen.

Anschlussproblem Rollladenschiene
Wittich Lingelbach erklärte weiter: „Zu den Problemzonen bei Abdichtungen zählen insbesondere Türanschlüsse. Deshalb müssen Türen so konstruiert sein, dass die Abdichtungsschicht hinter Rollladen-Führungsschienen und Deckleisten durchgeführt werden kann. Entwässerungsöffnungen in Türrahmen oder von Schlagregenschienen müssen zur Außenseite des Anschlusses entwässern. Zudem ist der Abdichtungsanschluss mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen am Türrahmen gegen Abrutschen zu sichern.“
In Teil 2 zeigte Rainer Simon, Anwendungstechniker der BMI Group Wächtersbach, am Modell, wie Anschlüsse in verschiedenen Bausituationen fachgerecht angedichtet werden. Hierzu zählte auch die Kombination von flüssigem und bahnenförmigem Abdichtungsstoff, wie dies in der Praxis oft angewendet wird.

Knackgeräusche trotz regelgerechter Ausführung?
Mit der Überschrift „Total beknackt“ berichtete Peter Stelzer, ö.b.u.v. Sachverständiger aus Ellwangen, von einem Reklamationsfall im eigenen Unternehmen, der für eine Überraschung sorgte. Dabei ging es eigentlich um ein einfaches Satteldach mit 20 Grad Dachneigung und einer Doppelstehfalzdeckung aus Aluminium. „Jedes Dach, ob einfach oder komplex, wird bei uns geplant. Hierzu zählen beispielsweise die Festlegung der Scharbreiten, die Anordnung der Längs- und Querfalze und natürlich die Haftabstände“, erklärte Peter Stelzer: „Je nach Dachneigung und Lage der Dachdurchdringungen werden zudem die Festhaftbereiche festgelegt und alles zusammen in Verlegepläne übertragen. Gemäß diesen Unterlagen erfolgt die Bauausführung von unseren Fachmonteuren vor Ort.“

Komplizierte Fehlersuche
Diese Vorgehensweise habe sich seit Jahren bewährt, Reklamationen und Schadenfälle seien deshalb die seltene Ausnahme gewesen. Doch wenige Wochen nach Fertigstellung im Sommer beklagte sich der Kunde über deutlich wahrnehmbare Knackgeräusche am Dach. „Und wie dies so ist, geht man der Sache nach und sucht zunächst nach eigenen Fehlern. Dabei wurden alle Einflussfaktoren überprüft, die zur Geräuschbildung führen könnten: Wurden die Fest und Schiebebereiche eingehalten? Wurden die Scharen korrekt profiliert und verfügen über genügend Dehnungsspiel im Falzgrund? Ist genügend Dehnungsspielraum an den seitlichen Anschlüssen und Verwahrungen vorgesehen? All dies konnte mit einem ‚Ja‘ beantwortet werden. Zudem war auf den Rückseiten der Schare eine spezielle selbstklebende Schall-Dämmfolie aufgebracht“, berichtete Peter Stelzer.
Außergewöhnliche Ursache
Um eine schnelle thermische Dehnungsbewegung zu erzeugen, ließ der Sachverständige die bei strahlendem Sonnenschein sehr aufgeheizten Stehfalzbahnen in Prefa P 10 schwarz per Wasserschlauch bewässern. Doch dabei war lediglich ein typisches leises Knistern festzustellen, das sich schnell wieder beruhigte. „Einen Augenblick ratlos, haben wir nach dem Entfernen der Firstabdeckung auch die Unterkonstruktion genauer in Augenschein genommen. Dabei haben wir entdeckt, dass die Konterlattungen am Firstpunkt nicht nur gestoßen, sondern regelrecht ineinander verkeilt waren.

Da je nach Tageszeit immer nur eine Dachhälfte intensiv der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, gingen wir davon aus, dass die Konstruktion dabei insgesamt in Bewegung gerät..
Einfache Lösung
Dies als Ursache angenommen, war eine Lösung des Problems schnell gefunden. „Alle eng zusammengeführten Konterlatten haben wir zurückgeschnitten, sodass die Lattenendungen nicht mehr kollidieren konnten. Abschließend wurde die Firsthaube montiert – danach war Ruhe, im wahrsten Sinne des Wortes“, so Peter Stelzer. Der Technische Referent beim Fachverband SHK Bayern René Eberhard bestätigte, dass etwa 90 Prozent der ihm bekannten Fälle mit Knackgeräuschen nicht auf die fehlerhafte Montage handwerklicher Metalldeckungen zurückzuführen waren. Die Ursachen lagen überwiegend in Problemen der Baukonstruktion oder die Geräuschbildung war für Metalldeckungen typisch, geringfügig und somit hinnehmbar.
Nach den Vorträgen nutzten die Sachverständigen die verbleibende Zeit noch zur Diskussion zum kollegialen Austausch. Die nächste Weiterbildung für vereidigte Sachverständige des Klempner-/Spenglerhandwerks aus Bayern und Baden-Württemberg findet 2024 voraussichtlich wieder Ende Januar statt.
Weitere Informationen:
www.haustechnikbayern.de
www.fvshkbw.de