Ende März trafen sich fast 100 Klempner und Dachdecker zum jährlichen Klempnertreff in Münster. Die Themen des beliebten Branchentreffs waren vielfältig: Schadensfälle, Fassade und Nachwuchsgewinnung.
Das Orga-Team des Münsterschen Klempnertreffs ist sehr vorsichtig in die Planungen zur mittlerweile 6. Veranstaltung eingestiegen, denn Anfang des Jahres standen auch viele andere hochkarätige Events für die Branche an: Deutscher Klempnertag des ZVSHK, Klempnerfachtagung in Titisee und dann noch die DACH+HOLZ einschließlich Sanierungspreisverleihung - da wurden die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt. Umso größer war die Freude, dass der Klempnertreff sogar mit ein einigen Teilnehmer mehr als im Vorjahr durchgeführt werden konnte. Das Themenspektrum der Vorträge beim 6. Klempnertreff reichte von Dachsanierungen über vermeidbare Schadensfälle bis hin zur Modulbautechnik und Nachwuchsgewinnung für Klempner-Fachbetriebe. In den Pausen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit zum Austausch untereinander und um sich bei den Ausstellern der begleitenden Infobörse über Produktanwendungen und anstehende Projekte zu informieren.
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"Feste Größe geworden"
Feuchteeintrag vermeiden
Gleich zu Beginn präsentierte Markus Schöfbeck einen aktuellen Sanierungsfall. In seinem interessanten Vortrag schilderte der Architekt die bauphysikalischen Problemstellungen des Everswinkeler Vitusbades, zeigte Schadensbilder und erläuterte das Sanierungskonzept in allen Details. Verschiedene vermeidbare Schadensfälle, deren Ursachen und die passenden Lösungen dazu zeigte der Lothar Henzler. Der Klempner- und Dachdeckermeister aus Boppard ist als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Dachdecker- und Klempnerhandwerk der HWK Koblenz tätig und erstellt unter anderem Gutachten, Schadensanalysen und Sanierungskonzepte für Dachdeckungen und Fassadenbekleidungen. Er bewies, ebenfalls am Beispiel eines Schwimmbaddaches, wie wichtig es ist, den Eintrag von Nutzungsfeuchte in die Dachkonstruktion zu verhindern.
Neue Märkte erschließen
Durch die derzeit wirtschaftlich gute Ausgangssituation des Dachhandwerks haben viele Handwerksunternehmen der Metalldachbranche sowohl technisch aufgerüstet als auch ihr Portfolio erweitert. So erschließen sich Klempner, Spengler und Dachdecker immer mehr das Geschäftsfeld industrieller Dach- und Fassadensysteme. Hierzu ein paar Zahlen: Für die Gebäudehülle aus Metall werden aktuell jährlich 32 Mio. m² Trapezprofile, 1,5 Mio. m² Kassettenprofile und 32 Mio. m² Sandwichelemente verlegt – davon etwa 95 % als Dachtragschale und Dachdeckung und 60 % für Wände. Referent Dr. Ralf Podleschny, Geschäftsführer des Industrieverbands für Bausysteme im Metallleichtbau e. V. (IFBS) gab in seinem Vortrag wichtige Informationen über Einsatzbereiche, Verbindungstechniken sowie Verarbeitungsregeln des IFBS.
Zukunft sichern
Wer sein Unternehmen heute zukunftssicher gestaltet und neue Märkte erschließt benötigt hierzu nicht nur Gerät. Um die hiermit verbundenen Herausforderungen zu meistern, braucht ein Unternehmen insbesondere qualifiziertes Personal und engagierten Nachwuchs – genau dies ist zurzeit das Problem des Bauhandwerks. Seit Jahren beschäftigt sich Peter Stelzer und Inhaber der Flaschnerei Stelzer in Ellwangen intensiv mit dieser Problematik und erarbeitete zahlreiche Maßnahmen um die Anforderungen des Marktes zu erfüllen. In seinem schwäbisch unterlegten und handwerksgerecht vorgetragenen Referat präsentierte der Flaschnermeister den interessierten Kollegen Werkzeuge, mit denen er seinen Betrieb heute durch die bewegten Fahrwässer steuert.
Baustellenzeiten reduzieren
Effiziente Arbeitsvorbereitung bei Dach- und Fassadenprojekten - vom Aufmaß und Vorfertigen bis hin zum transportfähigen Verladen der Metallprofile spielen (nicht nur) bei Auslandsprojekten eine bedeutende Rolle. Anhand eines Krankenhausprojektes am Rande des Polarkreises zeigte Referent Leonard Taglieber, Geschäftsführer der Firma Neucad GmbH & Co. KG Metall- und Fassadensysteme in Cadolzburg, wie komplexe Auslandsprojekte mit höchstem Vorfertigungsgrad abgewickelt werden können.
Spannend vernetzt und rund geformt
Natürlich waren nicht nur Sanierungsfälle und Bauschäden einzige Technikthemen des Klempnertreffs. Über den, wörtlich zu nehmen, „spannenden“ Neubau eines Schulungszentrums berichteten die beiden Spenglermeister Thomas Engel und Hannes Gayer und ihrem Kombivortrag. Das architektonisch modern gestaltete Projekt zeichnet sich aus durch präzise gerundete Fassadenelemente und einer speziellen Verhüllung der Fensterflächen.
Positives Feedback
Ergänzend zu den Fachreferaten informierten Anwendungstechniker von Teilnehmern der begleitenden Informationsbörse in kurzen Themenblöcken über Produkte und Systeme zur Ausführung von Metalldächern und Metallfassaden. Nach dem gut gefüllten Tagungsprogramm und viel Input traf sich noch rund die Hälfte der Teilnehmer zum gemeinsamen Abendessen in der benachbarten Gaststätte EAT des Factoryhotels. In netter Runde wurden dort der Tag beim Fachsimpeln, Austauschen und Kennenlernen abgerundet. Rund 1/3 gaben Ihre ehrlichen Bewertungen zum Klempnertreff ab, mit einem unter dem Strich sehr positiven Ergebnis. „Dabei haben wir uns sehr über die zahlreichen Themenvorschläge gefreut, die wir schon jetzt bei der Planung für den nächsten Klempnertreff mit einbeziehen und entsprechend kompetent besetzen werden. Das zeigt, dass unsere Veranstaltung von einem interessierten Publikum angenommen wird“, so Siepenkort.
Leonhard Taglieber erläuterte beispielhaft einige Auslandsprojekte in Modulabuweise. Eine entspannte Abendveranstaltung zum angenehmen Netzwerken und Vertiefen der Inhalte rundete den Klempnertreff ab. Der nächste Termin steht schon fest: Am 28. März 2019 findet der nächste Klempnertreff statt.
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in klempner magazin 03.
Klaus Siepenkort
Klempnertreff 2018 Münster