Hafte ohne Haken 1
An einem nur zehn Jahre alten Zinkdach wurden bei der nachträglichen Installation eines haustechnischen Bauteils an verschiedenen Stellen Korrosionsschäden in Form von Lochfraß festgestellt.

Technik 2014-08-22T00:00:00Z Hafte ohne Haken

Vielen ist es bereits bekannt, doch noch immer lohnt es sich, auf die Wahl der richtigen Hafte hinzuweisen, um Korrosionsschäden zu verhindern. Warum, dies zeigt unser Schadensfall an einem flachgeneigten Metalldach.

Sachverhalt

Hafte ohne Haken 1
An einem nur zehn Jahre alten Zinkdach wurden bei der nachträglichen Installation eines haustechnischen Bauteils an verschiedenen Stellen Korrosionsschäden in Form von Lochfraß festgestellt.

An einem sieben Grad geneigten Zinkdach wurde bei der nachträglichen Installation eines haustechnischen Bauteils an verschiedenen Stellen Korrosion in Form von Lochfraß festgestellt, so dass eine Begutachtung erforderlich wurde. Bei dem schadhaften Dach handelt es sich um eine unbelüftete wärmegedämmte Dachkonstruktion aus Holz mit einer handwerklichen Doppelstehfalzdeckung aus Titanzink. Die Deckung war rund zehn Jahre alt und der Dachaufbau wie folgt konstruiert:
a) Dampfsperre
b) Einblasdämmung
c) Holzschalung
d) strukturierte Trennlage
e) Metalldeckung Titanzink im
Doppelstehfalzsystem:
> Scharenlänge ca. 8 m
> Scharenbreite ~ 600 mm
(aus 670 mm Band)

An drei Dachbereichen war zum Teil großflächige Lochfraßkorrosion sichtbar, die bei Titanzink durch dauerhaft einwirkende Feuchte und ein unzureichendes Angebot an Luft entsteht. Beim Korrosionsprozess bildet sich Zink-Hydroxid (Weißrost).

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Bei der Öffnung der Metalldeckung wurde eine großflächige Zink- Hydroxydbildung sichtbar. Das Wirrgelege war niedergedrückt und stellenweise mit der Zinkdeckung verklebt beziehungsweise verschmolzen.
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Bei der Prüfung der Metalldeckung wurde eine Anzahl Löcher in der Deckung festgestellt, insbesondere in Fließrichtung oberhalb der korrodierten Dachflächen. Die Löcher befanden sich exakt über dem Haftfuß, deren Spitzen zum Teil deutlich sichtbar aus der Deckung heraustraten.

Aus handwerklicher Sicht war keine fehlerhafte Ausführung der Deckung erkennbar. Die Falze waren in einwandfreiem Zustand, die Verlegung der Schare erfolgt entgegen der Haupt-Wetterrichtung, so dass Treibwasser nicht in die Falze eingetrieben werden kann. Bei genauer Prüfung der Metalldeckung wurde jedoch eine Anzahl Löcher in der Deckung festgestellt, durch die Niederschlagswasser eindringen konnte, insbesondere in Fließrichtung oberhalb der korrodierten Dachflächen. Die Löcher befanden sich etwa 20 Millimeter neben der überdeckenden Falzaufkantung, also exakt über den Befestigungshaften, deren Spitzen zum Teil deutlich sichtbar aus der Deckung heraustraten. Bei der Öffnung der Metalldeckung wurde eine großflächige Zink-Hydroxydbildung sichtbar. Die strukturierte Trennlage hatte offensichtlich versagt, da das Wirrgelege niedergedrückt und stellenweise mit der Zinkdeckung verklebt beziehungsweise verschmolzen war. Somit war kein Luftpolster (in der Regel circa 8 Millimeter) vorhanden, das geringfügig anfallende Feuchte vom Metall fernhält bzw. abführt. Die Holzschalung unterhalb der Trennlage war im Bereich der Schadensstelle trocken; es gab keinerlei Anzeichen von Feuchteeinwirkungen. Dennoch wurde auch die gut zugängliche Unterkonstruktion in Augenschein genommen, bei der eine augenscheinlich intakte Dampfsperre gegeben war, was auch anhand dokumentierter Messergebnisse belegt war.


Ursache
Da an der Holzkonstruktion keine Feuchteschäden festgestellt wurden, konnten als Ursache des vorgefundenen Schadensbildes Wassereinbrüche durch die Löcher im Bereich der Hafte zurückgeführt werden. Aufgrund der unbelüfteten Dachkonstruktion konnte die eingedrungene Feuchte nur sehr schwer ausdiffundieren. Die extra für unbelüftete Dachkonstruktionen produzierte und eingesetzte strukturierte Trennlage hatte auf geschätzten 70 Prozent der Fläche ihre Funktion verloren. Sie bot dort kein Luftpolster zur Feuchteaufnahme und somit auch keinen kapillaren Schutz mehr. Die Feuchte verblieb zwischen Metall und Trennlage und verursachte Zinkkorrosion. Die Löcher in der Deckung entstanden durch den Einsatz von Edelstahlhaften mit spitzen Ecken. Diese können sich beim Fixieren, insbesondere auf weichem Untergrund (wie zum Beispiel strukturierte Trennlagen) aufstellen und bei Dehnungsbewegungen der Blechbahnen das Deckmetall durchscheuern.


Sanierung

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Freigelegter Haft mit hochstehender Spitze

In Abstimmung mit dem Bauherrn wurde vereinbart, die betroffenen Schare zu entfernen und mit dem gleichen Material zu ersetzen. Dabei sollten auch die direkt angerenzenden Schare überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden – einschließlich einer neuen strukturierten Trennlage. Alle Dachbereiche waren auf Lochbildungen zu prüfen. Betroffene Stellen waren mit einem Hartholz schlagartig niederzulegen und mit einem Reparaturblech aus 1,0 Millimeter dickem Zinkblech per Löttechnik wasserdicht zu verschließen. Danach war eine jährliche Inspektion der Metalldeckung vorgegeben.

Klaus Siepenkort

zuletzt editiert am 15. April 2021