Das Foto zeigt ein Gebäude mit Metallbekleidungen.
Die Weiterentwicklung des Entwurfes mit einer Außenhülle aus präzise verlegten Aluminiumschindeln verleiht dem Gebäude ein unverwechselbares Erscheinungsbild. (Quelle: Ralf Dieter Bischoff)

Technik 26. January 2023 Mike Fleischer: Metallhülle mit vielen anspruchsvollen Details

Metallfassaden: Am Pfarrheim der Katholischen Gemeinde Fachsenfeld war der Sanierungsstau so groß, dass ein Neubau errichtet werden musste. In Zusammenarbeit der Dauner Rommel Schalk Architekten und Klempnermeister Mike Fleischer entstand eine unverwechselbare Metallhülle mit vielen anspruchsvollen Details.

Die Geschichte des Pfarrheims der Katholischen Gemeinde Fachsenfeld beginnt in den 1930er Jahren mit einer „Kinderschule“. Vor etwa 40 Jahren wurde das daraus entstandene Gemeindezentrum gründlich renoviert, doch in den letzten Jahren beschäftigte sich der Gemeinderat mit ständigen Reparaturen. Ein Austausch der Fußbodenheizung war fällig, ebenso die Sanierung von Dach und Fassade einschließlich der Dämmung. Hinzu kamen Probleme mit dem Brandschutz und der Barrierefreiheit. Schnell wurde klar, dass die vielfältigen Problemstellungen mit einfachen Sanierungsmaßnahmen nicht wirtschaftlich lösbar waren. Die Gemeinde entschied sich nun zur Auslobung eines Planungswettbewerbs, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Dabei setzten sich nach der Bewertung des Preisgerichtes die Architekten Dauner Rommel Schalk (Stuttgart/Göppingen) mit ihrem Entwurf durch. Ausschlaggebend war unter anderem die gelungene polygonale Form, die flexible Nutzbarkeit der Räume, gute Belichtungsmöglichkeiten sowie die Gesamtgestaltung des Kirchplatzes.

Das Foto zeigt ein Lochblech.
Zur Festlegung der endgültigen Lochmuster wurden verschiedene Entwürfe angefertigt. (Quelle: Mike Fleischer)

Bauen mit Metall und Holz

Das eingeschossige Gebäude ist ein reiner Holzbau, der auf einem Betonsockel fußt. Er ist vollständig mit einer metallischen Hülle aus eloxierten Aluminiumschindeln verkleidet. Das charakteristische Erscheinungsbild wird sowohl außen wie innen zusätzlich durch ein zentral angeordnetes Oberlicht geprägt, das Foyer, Saal und Nebenraumflur belichtet. Die überdachten Außenbereiche beim Haupteingang im Norden sowie die wettergeschützte Vorzone im Süden sind an Wand und Decken mit Leisten aus Weißtanne verkleidet. Sie setzen sich optisch ins Gebäudeinnere, dem Foyer und den Saal fort .Das Zusammenspiel zwischen Alu und Holz, das gleichzeitig auch das Zusammenspiel von außen und innen darstellt, unterstreicht das Alleinstellungsmerkmal des neuen katholischen Gemeindehauses.

Das Foto zeigt eine Fassadenecke.
Die Eckausbildungen wurden aus den Schindeln heraus geformt. Aufgrund einer Planänderung im Höhenmaß der Außenwände, mussten die Schindeln über zwei Reihen um 3 cm „gestretcht“ werden. (Quelle: Ralf Dieter Bischoff)

Vom Entwurf zur Umsetzung

Die Grundrissstruktur und die Gebäudekubatur, die diesem Projekt auch den Wettbewerbsgewinn bescherten, blieben bis zur Fertigstellung nahezu unverändert. Allerdings hat sich im Laufe der Planung die ursprünglich vorgeschlagene vertikale Holzverschalung der Fassaden in eine Metallfassade analog zur Dachdeckung verändert. „Im Unterschied zu manch anderen Änderungen war dies eine äußerst positive Entwicklung, die dem Gebäude das unverwechselbare Erscheinungsbild verleiht“, hebt Architekt Tilman Schalk vom Büro Dauner Rommel Schalk hervor. An der positiven Entwicklung hatte auch Mike Fleischer seinen kreativen Anteil geleistet. Der Klempnermeister und Geschäftsführer der Firma Fleischer Metallfaszinationen erhielt den Auftrag für die Metallarbeiten an Dach und Fassade und wurde recht früh in die Ausführungsplanungen eingebunden. So sollten beispielsweise alle Gebäudekanten ohne konturierende Elemente wie Eckleisten ausgeführt und die Fassadenansicht störende Dachentwässerungselemente wie Rinnen und Fallrohre vermieden werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro wurden technisch und gestalterisch passende Lösungen erarbeitet, aus denen sich zahlreiche klempnertechnisch anspruchsvolle Details ergaben.

Das Foto zeigt einen Klempner beim Metalldecken.
Aufgrund der geringen Dachneigung von 18 Grad ist die hinterlüftete Dachkonstruktion dreilagig vor Treib- und Leckagewasser geschützt: 1. Schindeldeckung, 2. Trapezblech, 3. schlagregensichere Unterdachbahn. Darüber hinaus sind alle Lattungen und Konterlattungen so angeordnet, dass Dachbereiche mit Graten und Durchdringungen an die Hinterlüftungsebene angeschlossen sind. (Quelle: Mike Fleischer)

Flache Neigung, sicherer Aufbau

Für die vorgesehene Schindeldeckung der Dachflächen wurde anstelle einer zunächst geplanten Farbbeschichtung eine farblich eloxierte Aluminiumoberfläche gewählt. Beim Eloxieren von Aluminium (anodische Oxidation) wird an der Metalloberfläche eine Oxidschicht mit hoher Härte erzeugt, die sich mit dem Grundmaterial vernetzt. Sie bietet einen dauerhaften und sehr guten Schutz vor mechanischer Beanspruchung, Witterung und Korrosion. Die farbliche Gestaltung kann bei Eloxierung mit unterschiedlichen Verfahren und Vorbehandlungen erfolgen. Das Aluminium zur Herstellung der Schindeln für das Pfarrheim wurde im Lohnauftrag eloxiert. In der modernen mit Zuschneide-, Biege- und Stanztechnik ausgerüsteten Blechbearbeitungswerkstatt produzierte das Team der Firma Fleischer damit sämtliche Schindeln und Profile für die Gebäudehülle. Die Schindeldeckung ist somit eine Sonderanfertigung, sowohl in ihren Abmessungen (424 × 424 mm), als auch in ihrer Oberflächengestaltung. Die hinterlüftete Schindeldachkonstruktion ist aufgrund der geringen Dachneigung von 18 Grad dreifach vor Treib- und Leckagewasser geschützt: 1. Schindeldeckung, 2. Trapezblech, 3. schlagregensichere und reißfeste Unterdachbahn. Die Lattungen auf der Dachbahn sind mit Nageldichtbändern verlegt. Darüber hinaus sind Lattungen und Konterlattungen so angeordnet, dass alle Dachbereiche mit ihren Graten und Durchdringungen an die Hinterlüftungsebene angeschlossen sind.

Unsichtbar entwässert

Herausforderung war die Planung der fassadenintegrierten Dachentwässerung. Es galt, für die sichere Ableitung des Niederschlagswassers mit DN 70 Fallrohren und einem Rinnenquerschnitt von 180 mm Breite und 140 mm Tiefe zurechtzukommen. Die innen liegende Attikarinne ist so gestaltet, dass der Notüberlauf (Jahrhundertregenspende R5,100), wie bei einer vorgehängten Rinne, über die Rinnenvorderkante erfolgen kann. Somit konnte ein kleinerer Rinnenquerschnitt umgesetzt werden. Da der Fassadenaufbau nur die Montage von Fallrohren in der Größe DN 70 zuließ, mussten für die sichere Ableitung des Niederschlagswassers zum Teil zwei Ableitungen mit trichterförmigen Stutzen nebeneinander angeordnet werden.

Erfolgreicher Bauverlauf

Neben Dach und Fassade zählten auch die Bekleidungen zahlreicher Säulen in den überdachten Bereichen des Pfarrheims sowie das Display mit verschließbaren Fächern und Klingelanlage am Haupteingang. Da die Elemente sich, wie bei Innenbekleidungen, im direkten Sichtbereich befinden, mussten sie mit besonderer Sorgfalt gefertigt und montiert werden.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie im KlempnerMagazin 01.

zuletzt editiert am 26.01.2023