Klimaschutz: Lange Hitzeperioden und die Versiegelung mit Gebäuden und Straßen fördert das Aufheizen der Städte. Mit der Erfindung eines kühlenden Klimamoduls für Metalldächer überraschte Spenglermeister Rudolf Schmid die Berliner Umweltbehörde.
Der Klimawandel mit immer längeren Hitzeperioden sorgt dafür, dass unsere Städte „ins Schwitzen“ kommen. Bei geringem Luftaustausch und wenig Wind können sie zu wahren Wärmeinseln werden. Dabei sammeln sich Schadstoffe in der Luft, die die Atemwege schädigen können. Ein Grund für die Aufheizung sind die Materialien, die in der Stadt verwendet werden, wie Beton-, Glas- oder Asphalt. Sie speichern viel Wärme und versiegeln einen Großteil der Oberfläche, sodass weniger Wasser verdunsten und die Stadt nicht abkühlen kann, wie das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (www.helmholtz-klima.de) feststellte. Abhilfe schaffen wasserspeichernde Oberflächen, die durch Verdunstung für Kühlung sorgen, wie Parkanlagen, Bäume, Dach- und Fassadenbegrünungen. Da Metalldächer typischerweise nicht zu den wasserspeichernden Oberflächen zählen, entwickelte Spenglermeister Rudolf Schmid ein neuartiges Retentionsmodul, das nicht nur kühlt, sondern auch bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen hilft, die Kanalsysteme vor Überlastung zu schützen. Mit dem Modul können sowohl alle handwerklichen als auch industriellen Stehfalzdächer ausgerüstet werden. Die Befestigung der Klimamodule kann mit den kostensparenden Modulklemmen ohne Schienensysteme erfolgen.
Problem Starkregen
Das Klima- oder Wasserretentionsmodul für Dächer ist so konzipiert, dass Niederschlagswasser absorbiert und verlangsamt wieder an die Luft abgegeben wird. Bei starken Regenfällen besteht insbesondere in Ortschaften und Städten mit dichter Bebauung und großflächig mittels Asphalt versiegelten Böden das Problem, dass das Wasser über die Kanalsysteme nicht schnell genug aufgenommen werden und abfließen kann. Die Folgen sind Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und Erdgeschosswohnungen. „Nach Meinung von Experten wird sich die Gefahr von Starkregen aufgrund der Klimaerwärmung in Zukunft deutlich erhöhen. Damit gewinnt das Problem immer stärker an Bedeutung, wie kurzfristig große Wassermassen bewältigt werden können“, erläutert Rudolf Schmid.
Blähton als Wasserspeicher
Ein Ansatz zur Lösung dieses Problems sind Klima-Wasserretention Module oder Dachbegrünungen, welche das Regenwasser aufnehmen und zurückhalten können. „Das dort verwendete Substrat kann jedoch zumeist nur eine relativ geringe Menge Regenwasser aufnehmen und zurückhalten. Bei vielen stark geneigten Dächern sind Dachbegrünungen zudem schwer realisierbar. Bei unserem Klimamodul handelt es sich um einen flächigen, gelöcherten Behälter, der als Dachauflage ausgebildet ist und eine Vielzahl von Wassereintrittsöffnungen und Wasseraustrittsöffnungen aufweist. Er ist mit wasserabsorbierendem Blähton gefüllt und kann, wie Solarmodule, mit geeigneten und entsprechend angepassten Befestigungssystemen auf fast allen Dacharten mit Neigungen von 0° bis 24° montiert werden“, so Schmid. Die Füllung aus Blähton hat ein besonders gutes Wasserabsorptions- und Wasserspeichervermögen. Das Eigengewicht ist im trockenen Zustand relativ gering, sodass die Wasserretentionsmodule bei der Montage einfach handhabbar sind. Weiterhin ist Blähton kostengünstig im Handel verfügbar. Es kann als Schüttgut bezogen und exakt dosiert in den Behälter eingefüllt werden. Über die Wassereintrittsöffnungen des Behälters gelangt das Regenwasser in das Innere des Behälters und wird vom Blähton aufgenommen. Insgesamt können 100 m² Klimamodule etwa 1.000 Liter Regenwasser aufnehmen.
Dachfläche im Schatten
„Bei großflächiger Verbauung können die Wasserretentionsmodule daher einen wirksamen Beitrag zur Vermeidung von Überschwemmungen liefern. Das im Blähton gespeicherte Regenwasser wird durch langsames Abfließen und Verdunstung wieder abgegeben. Alternativ kann das Modul auch mit dem für Dachbegrünungen üblichen Sedum befüllt werden. Es ist in allen Standardfarben lieferbar und kann somit optisch an die jeweilige Dachlandschaft angepasst werden. Weiterhin wird durch das Klimamodul das darunterliegende Dach beschattet. Insbesondere bei Metalldächern wird dadurch ein unerwünscht starkes Aufheizen des Daches bei starker Sonneneinstrahlung vermieden“, erklärte Rudolf Schmid auch Dr. Silke Karcher, Staatssekretärin in der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt und Klimaschutz. Mit der Erfindung seines neuen Klimamoduls überraschte Spenglermeister Rudolf Schmid die Berliner Umweltbehörde. Seine Idee war, dies bei einem Bauprojekt in Berlin einzusetzen. Nach Zusendung der Produktinformationen erhielt der Metalldachexperte eine Einladung zur Präsentation des Systems in der Senatsverwaltung. Die Aufgaben der Behörde reichen von der Mobilitätswende, dem Schutz von Flora und Fauna bis zum Klimaschutz. Ziel ist es, Berlin bis zum Jahr 2045 zu einer klimaneutralen Stadt zu entwickeln und die Kohlendioxidemissionen um 95 Prozent bezogen auf das Basisjahr 1990 zu reduzieren, wie die Behörde informierte. Staatsekretärin Dr. Silke Karcher zeigte sich beeindruckt von der Innovation der Firma Protectum und bewertete das System als „sehr spannend“. Die Module werden zurzeit von der technischen Abteilung des Umweltamtes für einen möglichen Einsatz geprüft. Über das Ergebnis werden wir in einer der kommenden Ausgaben des KlempnerMagazin berichten.
Weitere Informationen:
www.protectum.de