Das Foto zeigt ein Clubgebäude
Ziel des Architekten war, das Clubgebäude harmonisch in Berglandschaft zu integrieren. Remo Wyss und Team sorgten dafür, das ihr Dach den Schneelasten, Hagel, Sturm und sogar Golfkugeln standhält. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)

Technik 2024-06-12T08:08:22.258Z Querdeckung im Wechsel

Metalldächer: Alpines Bauen erfordert besondere Konstruktionen. Für das neue Golf Clubhaus mitten in den Schweizer Alpen mussten Unterkonstruktion und Dachdeckung aufgrund der enormen Schneelasten, Hagel und Sturm ertüchtigt werden.

Mit dem Projekt „Andermatt Swiss Alps“ wird das traditionelle Schweizer Bergdorf Andermatt zur attraktiven Ganzjahresdestination weiterentwickelt. In den nächsten Jahren entstehen sechs Hotels, 42 Apartmenthäuser eine Schwimmhalle und vieles mehr. Das neu errichtete Golf Clubhaus zählt hierbei zu den attraktivsten Neubauten des Feriendorf-Projekts. Der zugehörige 18-Loch Golfplatz ist ökologisch entwickelt und schadlos in die Natur eingebettet. Die Flächen des schottisch anmutenden Platzes betragen zusammen rund 1,3 Mio. Quadratmeter; er ist sechs Kilometer lang und entspricht hiermit internationalen Turnierstandards. Bei der Projektentwicklung war für den Berner Architekten Kurt Aellen wichtigstes Ziel, das Clubgebäude harmonisch in die karge Berglandschaft zu integrieren. Hierfür wählte er eine asymmetrische felsenartige Gebäudegeometrie mit Wandverblendung aus groben Bruchstein der Region. Auch für die Dachdeckung sollte ein passendes System ermittelt werden, das sowohl bergtauglich ist, als auch die architektonischen Anforderungen erfüllt. Für die Ermittlung des geeigneten Konstruktionsaufbaus bezog Kurt Aellen die Firma Ramseyer und Dilger in seine Planungen ein. Remo Wyss, Geschäftsführer und diplomierter Spenglermeister des Spengler-Fachbetriebes präsentierte anhand zahlreicher Referenzen Konstruktionsvarianten, unterschiedliche Metallwerkstoffe und Decksysteme. Letztendlich fiel die Wahl der Dachdeckung zugunsten einer rechteckigen Dachplatte aus farbbeschichtetem Aluminium im Farbton steingrau, passend zum architektonischen Konzept. Die werkseitige unregelmäßige Kantung innerhalb der Plattenfläche erzeugt je nach Sonnenstand ein erwünschtes lebendiges Spiel mit Licht und Schatten.

Schneelasten sichern

Für Zuspruch sorgte auch der Vorschlag von Remo Wyss, bei der Verlegung zwei unterschiedliche Plattenformate mit 420 x 700 und 420 x 1400 Millimetern einzusetzen. Der Zur Ausführung kam eine Querdeckung im regelmäßigen Wechsel der schmalen und breiteren Platten (700-1400-700-…). Verbunden sind die Aluminiumrauten auf den asymmetrischen Dachflächen parallel zum First mit Einfachfalzen. Um dem Decksystem mehr Kontur zu verschaffen, sind für die Längsverbindung der Platten konisch geformte Winkelstehfalze vorbereitet. Sie ermöglichen zudem eine schadlose Querdehnung der Dachelemente. Die Entwässerung der Dachflächen erfolgt in eine vorhängte Halbrundrinne und Fallrohre aus Edelstahl (CrNi-Stahl). Um die anfallenden Schneelasten vor dem Abrutschen zu sichern, war mit jeder Dachplatte auch ein Schneestopper angeordnet. Diese Art der Schneeverbauung wurde auch aus architektonischen Gründen einem Rohrsystem vorgezogen. Die Rinnenmontage erfolgte mit speziellen verstärkten Rinnenträgern, ebenfalls aus Edelstahl.

Doppelt sicher

Treu dem Prinzip «Das Dach einer Hand» wurde auch der komplette Aufbau des Dachsystems von Ramseyer + Dilger erstellt. Somit gab es für den Bauherrn nur einem Ansprechpartner und für die Projektleiter Remo Wyss und Markus Marti keine Schnittstellenprobleme mit anderen Gewerken. Um das Dach gebirgstauglich zu konstruieren wählte Firma Ramseyer und Dilger oberhalb des Aufbaus den Dämmebenen zwei wasserführende Ebenen. Sie beginnt mit eine speziellen 40 mm dicken Holzfaser-Dämmplatte Schneider Top 220. Die druckfeste und wetterfeste Dämmplatte wird bei Dachneigungen ≥ 15° bereits als regensichere Unterdeckung Klasse 3 ZVDH eingeordnet. Sie ist durch Paraffin durchgehend hydrophobiert, besitzt an der Oberfläche eine rutschhemmende Latexbeschichtung. Darüber hinaus kann sie bis zu 12 Wochen der freien Bewitterung ausgesetzt werden. Als nächste Funktionsschicht folgt mit der Dachbahn Stamisol Pack 500 ein gebirgstaugliches, wasserdichtes Unterdach als zweite Ablaufebene. Sie erfüllt die Anforderung der Gebäudehülle Schweiz für außerordentliche Beanspruchung, einschließlich Hochgebirge. Bei der Fixierung der 60 x 80 Konterlattung für die Hinterlüftungsebene mussten Nageldichtbänder hinterlegt werden. Die Dachschalung als Befestigungsebene für die Deckung besteht aus eine 27 mm dicken Dachschalung mit Nut und Feder. Zwischen Metalldeckung und Dachschalung ist eine robuste, nahtklebende Trennlage Bauder Top UDS 1.5 angeordnet.

Start mit Schrägen

So massiv die Steinfassade wirkt, der gesamte Aufbau beträgt einschließlich Hinterlüftungsebene keine 12 Zentimeter. Für die Einfassungen der Fensterzargen war ebenfalls die Firma Ramseyer und Dilger zuständig. Es handelt sich hierbei um teilweise fein gegliederte Lichtschlitze, die an Tierställe in der Region erinnern. Im Kontrast zur Steinfassade wurden alle Zargenprofile aus anthrazit farbbeschichtetem Aluminium gefertigt und an der Unterkonstruktion befestigt. Die Fassadenentlüftung erfolgt durchlaufend unterhalb der Dachrinnen. Oberhalb der Rinne ist die Zuluftöffnung der Dachkonstruktion angeordnet, die Entlüftung erfolgt am schlank konstruiertem Lüfterfirst, deren Haube den Dachneigungen folgt. Da die Deckung parallel zur Firstlinie verläuft ergaben sich aufgrund der asymmetrischen Dachgeometrie an Traufen und Ortgängen viele Meter Schrägverläufe. Diese bewerkstelligte das Spenglerteam vor Ort mit Hand- und Tafelscheren und einer Segmentbiegemaschine. Alle sonstigen Kantteile, Ortgang- und Firstprofile wurden in der Spenglerwerkstatt vorproduziert. Da die Rautendeckung typischer Weise gegen die Fließrichtung, also von der Traufe in Richtung First montiert wird, musste das Verlegeraster zunächst mittels Schlagschnur auf die Dachfläche übertragen werden. Bei guter Arbeitsteilung konnte die Deckung der Dachflächen zügig abgeschlossen werden.

Die Kombination aus leicht wirkender, filigraner Dachdeckung und aufgeschichteten schweren Steinen passt perfekt in die karge Berglandschaft. Spenglermeister und Mitarbeiter von Ramseyer und Dilger freuen sich, die Bergwelt und Ihre Referenzliste mit einem gelungenen und prominenten Bauwerk zu bereichern.

Das Foto zeigt ein wasserdichtes Unterdach.
Ein gebirgstaugliches wasserdichtes Unterdach als zweite Ablaufebene sorgt für zusätzlichen Feuchteschutz. Bei der Fixierung Konterlattung mussten Nageldichtbänder hinterlegt werden (rot). (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt Schrägverläufe der Deckung .
Da die Deckung parallel zur Firstlinie verläuft, ergaben sich wegen der asymmetrischen Dachgeometrie viele Meter Schrägverläufe. Das Verlegeraster musste auf die Fläche übertragen werden. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt eine Dachfläche mit vorgehängter Halbrundrinne und Schneestoppern.
Die Entwässerung der Dachflächen erfolgt in eine vorhängte Halbrundrinne mit verstärkten Rinnenträgern und Fallrohren komplett aus Edelstahl. Als Schneeverbauung wurde mit jeder Dachplatte auch ein Schneestopper montiert. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt die Konstruktionszeichnung für die Fassadenentlüftung.
Die Fassadenentlüftung erfolgt durchlaufend unterhalb der Dachrinnen. Oberhalb der Rinne ist die Zuluftöffnung der Dachkonstruktion angeordnet. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt die Konstruktionszeichnung des Lüfterfirsts.
Die Entlüftung erfolgt am schlank konstruiertem Lüfterfirst, deren Haube den Dachneigungen folgt. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt Ortgang- und Firstprofile.
Alle erforderlichen Kantteile, Ortgang- und Firstprofile wurden in der Spenglerwerkstatt vorproduziert. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt den Aufbau derHinterlüftungsebene .
So massiv die Steinfassade wirkt, der gesamte Aufbau beträgt einschließlich Hinterlüftungsebene keine 12 Zentimeter. Die Einfassungen der Fensterzargen erfolgten mit anthrazit farbbeschichtetem Aluminium. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt die massive Steinfassade mit eingefasster Fensterzarge.
So massiv die Steinfassade wirkt, der gesamte Aufbau beträgt einschließlich Hinterlüftungsebene keine 12 Zentimeter. Die Einfassungen der Fensterzargen erfolgten mit anthrazit farbbeschichtetem Aluminium. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
Das Foto zeigt das Gebäude aus der Vogelperspektive mit Blick ins Tal.
Die Kombination aus leicht wirkender, filigraner Dachdeckung und aufgeschichteten schweren Steinen passt perfekt in die karge Berglandschaft. (Quelle: Ramseyer und Dilger AG, Bern)
zuletzt editiert am 12. Juni 2024