Die Eingangskuppel zur Villa Patumbah lag lange im Dornröschenschlaf. Nachdem die historische Villa 2015 prachtvoll restauriert wurde, fehlte anschließend das Geld für ihre Instandsetzung. Doch wenige Jahre später zeigten sich erhebliche Korrosionsschäden - eine grundlegende Sanierung war unausweichlich.
Die Villa Patumbah im Zürcher Seefeld ist für ihre eigenwillige und aufwendige Gestaltung weit bekannt. Bauen ließ sie in den 1880er-Jahren Carl Fürchtegott Grob, der mit Tabakplantagen in Sumatra reich geworden war. Er ließ den Architekten freie Hand und sicherte ein schier unbegrenztes Budget. Entstanden ist ein Meisterwerk des Historismus mit Elementen aus allen möglichen Epochen und inspiriert von ostasiatischem Form- und Farbenreichtum.
Die Villa, die sich heute im Besitz der Stiftung Patumbah befindet, wurde in den Jahren 2014/15 sorgfältig restauriert. Die mit Ornamenten geschmückte Kuppel über dem seitlich gelegenen Eingang hingegen wurde damals aus Kostengründen nicht instandgesetzt. Bei einem Servicebesuch der Scherrer Metec zeigte sich, dass der Zahn der Zeit dem alten Zinkdach so irreparabel zugesetzt hatte und eine grundlegende Restauration erforderlich wurde.

Restaurieren statt reparieren
Die Fachleute von Scherrer Metec kennen die Villa Patumbah bestens, da sie bereits die Restaurierung der Metallelemente inklusive des neuen Daches der Villa durchgeführt hatten. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Patumbah war dabei für alle Baubeteiligten sehr erfolgreich verlaufen, und so ging der Auftrag für die Erneuerung der Kuppel wiederum an Scherrer Metec AG. Ebenfalls erneut mit im Boot waren die Farbspezialisten des Unternehmens Fontana & Fontana. Aufgrund einer sorgfältigen Bestandsaufnahme erarbeiteten die Fachleute mit der Stiftung und der Denkmalpflege die notwendigen Maßnahmen und einen Budgetrahmen. Die Kuppel benötigte eine neue, regendichte Dachhaut; zudem sollten die vorhandenen Originalornamente instandgesetzt und fehlende Metall-Elemente rekonstruiert werden. Bei der Untersuchung der Ornamente zeigte sich, was die Fachleute bereits vermutet hatten: Die inzwischen graue Kuppel war einst teilweise bunt bemalt. Welche Farben und Farbtöne ursprünglich verwendet wurden, konnte nicht mehr in Erfahrung gebrachte werden. Die winzigen Reste von Grau und Blau, die in Niet- und Verbindungsstellen noch gefunden wurden, gaben nicht wirklich Aufschluss. Gemeinsam entschied man, neue Entwürfe nach historischen Vorbildern zu erarbeiten und die Kuppel der Farbigkeit der Villa anzupassen.

Korrosionsbeständig rekonstruiert
Leckagen der alten Deckung und der Ornamente und eingeschlossene Feuchte sorgten für erhebliche Korrosionsschäden an den Zink-Elementen. Die Experten der Scherrer Metec AG bevorzugten eine langlebige Lösung und wählten als neuen Metallwerkstoff korrosionsbeständiges verzinntes Kupferblech für die Dachbekleidung. Damit die Ornamente auf der neuen Dachhaut wieder angebracht werden konnten, musste diese inklusive der vier Ochsenaugen exakt dieselben Dimensionen haben wie die alte; hier war Millimeterarbeit gefragt. Die wasserführende Ebene wurde in Leistendeckung ausgeführt. Die bestehenden dekorativen Deckleisten der Kuppel waren in einem recht guten Zustand und wurden auf Wunsch der Denkmalpflege wiederverwendet. Sie erfüllen lediglich einen gestalterischen Zweck.
Handwerkskunst der Blechumformung
Die kleine Kuppel ist reich verziert mit Zinkornamenten, wie sie im Historismus Hochkonjunktur hatten: mit kunstvollen Eckleisten, Ochsenaugen sowie acht identischen Füllhörnern mit verschiedenen Früchten und Blättern, von denen allerdings etliche fehlten. Alle noch vorhandenen Elemente wurden entfernt, in den Werkstätten von Fontana & Fontana gereinigt und anschließend von Scherrer Metec instandgesetzt. Die Fertigung der mehrteilig zusammengesetzten Originale erforderten außergewöhnliches handwerkliches Geschick in der Blechbearbeitung und Blechumformung sowie eine entsprechende maschinelle Ausrüstung. Die Fachleute von Scherrer Metec, die mit traditionellen Spenglertechniken bestens vertraut sind, haben die fehlenden Früchte und Blätter aus Zeit- und Kostengründen von einer spezialisierten Manufaktur in Frankreich rekonstruieren lassen. Da alle Einzelteile der Ornamente auf die neue Dachhaut gelötet werden mussten, war es nicht möglich, sie in der Werkstatt zu lackieren. Bald zeigte sich eine weitere Herausforderung: Das spezielle Lötwasser, das es für die Verbindung vom alten Zink mit verzinntem Kupfer braucht, reagierte nicht ideal mit dem gewählten Farbmaterial …
Pionierarbeit Farbbeschichtung
Die Spezialisten von Fontana & Fontana schlugen vor, für das Dach sogenannte Keim-Mineralfarben zu verwenden – die gleichen, die bereits für die Fassade der Villa zum Einsatz kamen. So würde sich die Farbigkeit der Kuppel perfekt ins Ensemble integrieren. Allerdings waren Mineralfarben in der Schweiz noch kaum je auf Metall verwendet worden; auch Fontana & Fontana hatten keine Erfahrungswerte. Aus Schriften des Erfinders Adolf Wilhelm Keim aus den 1880er-Jahren ging jedoch hervor, dass die Farben gut auf Metall haften. Sicher war, dass Ölfarben sich nicht eigneten, da das alkalische Zink sie „verseifen“ würde. Keimfarben hingegen verwenden als Bindemittel „Wasserglas“ - ein Silikat, das mit dem Metall eine stabile chemische Verbindung eingeht und die Pigmente schön hervortreten lässt. Obwohl Scherrer Metec die Spenglerarbeiten am Dach im November abgeschlossen hatte, wurde erst im Frühling bei Temperaturen über 5º Celsius die Farbbeschichtung aufgebracht. Mit der leichten Bewitterung der Verzinnung ergab sich ein besserer Haftgrund für die Beschichtung.

Die Besonderheit der Kuppelbekleidung war ihre Ausführung mit zwei Metallwerkstoffen und zahlreichen Lötverbindungen im Bereich der Ornamenteinfassungen, die mit den Farben unterschiedlich reagierten. Um die Bedingungen fachgerecht zusammenzubringen, war Teamarbeit gefragt: Ein Spengler der Scherrer Metec begleitete die Malerarbeiten und bereitete, sobald erforderlich, die Lötnähte für den fachgerechten Farbauftrag vor. Hierzu mussten sie beispielsweise angeschliffen oder angeraut werden. Die Farbgestaltung der gesamten Kuppel war sehr zeitaufwändig, obwohl gerade einmal zwei Liter Bindemittel und 500 Gramm Pigmente für die unterschiedlichen Farben verbraucht wurden.
Doch das Resultat darf sich sehen lassen. Die hohe Handwerkskunst der Ausführenden war für das überzeugende Ergebnis ebenso entscheidend wie das gegenseitige Vertrauen, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Tüfteln. Die Freude am Ergebnis der gelungenen Sanierung wird nicht nur die Gewährleistungszeit, sondern höchstwahrscheinlich auch die nächsten hundert Jahre anhalten.
Die Scherrer Metec AG mit Hauptsitz in Zürich wurde vor mehr als 125 Jahren als kleine Bauspenglerei gegründet und vereint mittlerweile sechs Gewerke unter einem Dach. Mit ihrem Team bietet das Unternehmen Bauspenglerarbeiten, Bedachungen, Fassaden- und Metallbau sowie Holzbau und Solartechnik aus einer Hand an.
Beat Conrad