Eine moderne Wohnanlage mit mehreren Etagen, umgeben von grüner Vegetation und einem blauen Himmel im Hintergrund.
MPLUS Architekten wählten für ihr Projekt auf der Bahnseite eine vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion mit schallabsorbierenden Eigenschaften aus fein gelochten FC Fassadenprofilen und zusätzlicher Funktionsschicht. (Quelle: Marcel Kohnen)

Technik 2025-02-06T08:13:29.563Z Ruhe auf dem Güterbahnhof 

Schallschutz: Für eine neue Wohnbebauung in Lahnstein galt es, die Lärmbelastung der gegenüberliegenden Bahntrasse um mindestens 8 dB zu reduzieren. Mit einem modifizierten, IBP-geprüften Vorhang-Fassadensystem gelang es den MPLUS Architekten, die strengen Anforderungen noch zu übertreffen.

Das Rheinquartier, auch als „Corbusier-Quartier“ bekannt, ist ein neues Stadtquartier und befindet sich auf dem ehemaligen Güterbahnhof Lahnstein. Es besteht aus vier Wohnvierteln in direkter Rheinnähe. Die Nähe zum Weltkulturerbe „Mittelrheintal“ mit ihren historischen Baudenkmälern unterstreicht die Besonderheit dieses Ortes. Eines der Objekte auf einem rund 2.000 m² großen Grundstück im neu entstandenen Viertel und mit einer Gesamtwohnfläche von ca. 3.300 m² ist das „LC LIVIN“. Es ist angelehnt an die Bauhaus-Architektur und bietet insgesamt 35 Wohneinheiten mit verschiedenen Wohnkonzepten, darunter 1-Zimmer Appartements, klassische Maisonettewohnungen und Penthouses mit bis zu 182 m² Wohnfläche. Alle Wohnungen sind barrierefrei über Aufzüge erreichbar. Die Ausstattung erfolgte bis ins kleinste Detail durch das Architekten-Team von Asker Mogulkoc und Holger Zimmermann. Sie sind Bauherren und Gesellschafter von MPLUS zugleich.

Herausforderung Schallschutz

Im städtischen Raum gewinnt aufgrund von Lärmbelastungen das Thema Schallschutz zunehmend an Bedeutung. Dabei spielt die Fassade typischerweise eine bedeutende Rolle. Denn sie schützt nicht nur vor Wettereinflüssen und Wärmeverlust. Als weitere funktionale Aufgabe kann sie einen erheblichen Einfluss auf die Lautstärke des umgebenden Lärms ausüben – insbesondere, wenn es sich um eine variable, vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion handelt.

Die genaue Festlegung von Höchstgrenzen im Bebauungsplan und die Berücksichtigung des Reflexionsverlustes in Wohngebäuden von mindestens 8 dB zeigen das Engagement Lahnsteins für den Schutz der Bewohner. Die Herausforderung im neuen Wohnviertel war, die Lärmbelastung durch die Bahntrasse auf der gegenüberliegenden Rheinseite zu minimieren. „Um diese hohen Schallschutzanforderungen erfüllen zu können und maßgeschneiderte Lösungen zu finden, haben wir schon sehr früh Experten in unsere Planungen eingebunden. Bereits im Entwurfsstadium entwickelten wir in Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Fassadensystemen Kalzip und dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) den geeigneten Fassadenaufbau für unser LC LIVIN-Projekt“, berichtet Asker Mogulkoc.

Zwischen Traggrund Metallbekleidung 

Um Technik und Architektur in Einklang zu bringen, wählten MPLUS eine vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion (VHF). Der Vorteil dieser Konstruktionsart ist, dass sie eine problemlose Zusammenstellung projektspezifischer Funktionsschichten bis hin zur Integration technischer Gebäudeausrüstung ermöglicht. Zudem lässt sich mit der freien Wahl der Außenbekleidung nahezu jede Architekturidee umsetzen. Für das LC LIVIN-Projekt entschieden sich die Bauherren für eine Weiterentwicklung des FC Fassadensystems aus Aluminium von Kalzip. Die fein gelochten Profile plus zusätzlicher Funktionsschicht vereinen schallabsorbierende Eigenschaften mit Gestaltungselementen. Beide Varianten der FC Fassade eignen sich für verschiedenste Gebäudetypen, ob Wohneinheit, Bürokomplex oder öffentliches Gebäude. Neben einer großen Farbauswahl und verschiedenen Glanzgraden, können die Fassadenelemente auch in unterschiedlichen Baubreiten produziert werden. Mit den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten lässt sich jede Fassade somit zu einem Unikat verwandeln. „Der Fassadenaufbau ist dabei denkbar simpel: In der hinterlüfteten Vorhangfassade wird zwischen Tragkonstruktion und den perforierten Aluminium-Paneelen eine schallabsorbierende Wärmedämmung angeordnet. Mit der Lochung in den Paneelen von 3 oder 6 Millimetern kann ein Teil des Schalls durch die Paneele gelangen. Dort trifft er auf die Wärmedämmung und wird von dieser ‚geschluckt‘“, erklärt Heiko Zadow, Sales Manager FC Fassade bei Kalzip.

Geprüfte Schallschutzwerte

In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut in Stuttgart wurde auf Grundlage der DIN 4109-1 „Anforderungen an die Schalldämmung von Bauteilen schutzbedürftiger Räume“ ein Systemaufbau konzipiert, der die hohen Anforderungen an den Schallschutz im Mischgebiet sicherstellt. Interessiert an einer Lösung, die eine metallische Fassade mit Schallschutz vereint, haben MPLUS Architekten die Testreihe unterstützt. „Die Schallschutz- und Absorptionsmaßnahmen der FC Fassade absorbieren bis zu 20 Dezibel an Schall. Das verbessert das Raumklima im Gebäudeinneren und beeinflusst entsprechend die Arbeits- und Wohnatmosphäre“, so Heiko Zadow.

Durchdachte Technik

Das FC Fassadensystem zeichnet sich durch eine zeitsparende Montage aus, da die Paneele, Zubehörteile für Festpunkte oder Kantteilhalter usw. durch einfaches Einklicken in die Rasterklickschiene befestigt werden. Dabei ist die Montagerichtung von oben nach unten, von unten nach oben oder innerhalb der Fläche frei wählbar – unabhängig von den angrenzenden Paneelen. Der Montageverlauf kann also mit dem jeweiligen Baufortschritt erfolgen. Um beispielsweise Fassadenfelder im Verkehrsbereich vor Beschädigungen zu schützen, können diese auch nachträglich noch montiert werden, das gilt auch für alle Anschlüsse und Passteile. Sollten dennoch Fassadenelemente beschädigt werden, können diese problemlos mit einem speziellen Toolkit ausgetauscht werden, ohne zeit- und kostenaufwendigen Rückbau ganzer Fassadenflächen.

Mit ihrem Bauprojekt LC Livin in Lahnstein wurden MPLUS Architekten mit dem Kalzip Sonderpreis „Innovation“ ausgezeichnet.

zuletzt editiert am 06. Februar 2025