Metallfassaden: Platzmangel und hohe Betriebskosten des Krankenhauses in der französischen Schweiz erforderten den Neubau einer modernen sozialmedizinischen Einrichtung. Aufgabe für den diplomierten Schweizer Spenglermeister Joël Lisé war es, höchste energetische und brandschutztechnische Anforderungen umzusetzen.
Das Krankenhaus Sainte-Croix aus den 1960er-Jahren diente lange Zeit als Notversorgung für die Berggemeinde Jura-Nord vaudois. Nach über 50 Betriebsjahren entsprach die medizinische Einrichtung nicht mehr dem Stand der Technik, insbesondere den heutigen höchsten energetischen Anforderungen. Ein 2012 ausgerufener Architekturwettbewerb konnte mit 39 eingereichten Projekten erfolgreich durchgeführt und entschieden werden. „Der Baum des Lebens“ des Architekten Patrick Minder in Yverdon-les-Bains ging als Sieger hervor.
Moderne Bautechnik
Wichtigstes Kriterium bei der Bauplanung war die Umsetzung des Schweizer Niedrig-Energiestandards „Minergie-P mit dem Zusatz ‚Eco‘“. Demnach genügen Niedrigstenergie-Bauten maximalen Ansprüchen an Qualität, Komfort und Energie – wobei die Gebäudehülle eine herausragende Rolle spielt. Der Minergie P Standard gibt beispielsweise die Kennzahlen für den Gesamtenergiebedarf unterschiedlicher Gebäudekategorien vor (Wohnen: 50 kWh/m2·a; Krankenhäuser: 90 kWh/m2·a) Weitere Zusatzanforderungen beziehen sich auf den Heizwärmebedarf (Gebäudehülle), Luftdichtheits-Messkonzepte und Messungen oder Energie-Monitoring für Gebäude größer 2.000 m². Der Zusatz „ECO“ ergänzt die Minergie-Baustandards um eine besonders gesunde und ökologische Bauweise wie:
- lange Nutzungsdauer, einfache Rückbaufähigkeit und Entsorgung
- Tageslichtnutzung für optimale Verhältnisse im Innenraum
- gute Raumluft durch kontrollierten Luftwechsel
- Graue Energie: optimaler Ressourceneinsatz, wenig Energieaufwand für Baustoffe
- geringe Lärmbelastung von außen und innen.
Die äußere Hülle des „Baum des Lebens“ erhielt eine langlebige und recyclingfähige Bekleidung aus Aluminium in handwerklicher Spenglertechnik. Hochwertige Dämmmaterialien sorgen für bestmöglichen Wärmeschutz. Zur Umsetzung der Brandschutzmaßnahmen galt für das Krankenhaus mit Altenpflegestätte von der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) die höchste Kategorie der Brandschutzvorschriften. Dementsprechend musste jede Funktionsschicht mit nichtbrennbaren Werkstoffen ausgeführt werden.
Brandschutz ohne Wärmebrücken
Am Klinikneubau verlegte Joël Lisé mit seinem Spenglerteam eine 32 cm dicke Fassadendämmung aus Steinwolleplatten. Sie ist brandschutztechnischer Bestandteil des Phönix Unterkonstruktionssystems der Wagner System AG. Verbindende Elemente zwischen Betonwand als Traggrund und Trapezblech sind wärmebrückenfreie Aluminiumkonsolen mit glasfaserverstärktem Kunststoffschwert. Durch die nichtbrennbare mineralische Wärmedämmung wird das Schwert in der Dämmebene vollumfänglich umschlossen und somit geschützt.
Konstruktion im Stresstest
Nicht nur für den besten Wetterschutz, sondern auch für spiegelnde Effekte sorgen rund 8.000 handgefertigte Schindeln aus 0,8 mm walzblankem Aluminium. Sie wurden in den Spenglerwerkstätten bei Claude Favre SA in Lausanne vorgefertigt. Die individuellen Abmessungen von 320 × 570 mm sind mit dem Architekten abgestimmt. Die Wahl fiel nicht nur aus gestalterischen Gründen auf den Werkstoff Aluminium. Es handelt sich zudem um langlebiges Recyclingmaterial, es ist wartungsarm und daher aus Sicht des Schweizer Minergie-P ECO Standards hoch verwertbar.
Kleine Details, elegante Wirkung
Das Konzept des Gesundheitsnetzwerks Balcon du Jura ist es, anstelle einer sterilen Krankenhausatmosphäre Wohnlichkeit zu schaffen. Dabei spielte die Belichtung aller Räume mit ihren unterschiedlichen Nutzungen beim neuen EMS eine bedeutende Rolle. Die rund 100 Fenster, zumeist in den Abmessungen 1800 mm × 2000 mm, wurden je nach Grad der Privatsphäre unterschiedlich konfiguriert. So erhielten Schlafzimmerfenster Lamellenjalousien, Ess- und Wohnzimmer in den Wohneinheiten Stoffjalousien. Für die großflächigen Fenster, beispielsweise für das Restaurant, kam ein Verglasungssystem mit energiesparender Dreifachverglasung in Klebetechnik zum Einsatz. Das Glas-Klebesystem nutzt die statischen Eigenschaften des Glases, um den Rahmen auszusteifen und somit schlankere Rahmen und größere Abmessungen zu ermöglichen.
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in Klempner Magazin 05.