Das Bild zeigt eine alte Steinkirche mit Schieferdach, eine Dachgaube und ein Kirchenfenster an einem sonnigen Tag mit Schatten eines Baumes an der Fassade.
Das traditionsreiche Metall Blei wird heute in beschichteten und veredelten Varianten angeboten und unterliegt gerade in Deutschland strengen Gütestandards. (Quelle: Röhr + Stolberg GmbH)

Wissen 2024-08-06T07:38:33.765Z Blei sicher einsetzen 

Metalle: Walzblei schützt Dächer und Fassaden langlebig vor der Witterung. Mit den richtigen Verarbeitungstechniken und dem Einsatz von Qualitätsprodukten bleibt Walzblei ein sicherer Werkstoff.

Walzblei kommt seit Jahrhunderten an Dach und Fassade zum Einsatz. Das traditionsreiche Metall wird heute in beschichteten und veredelten Varianten angeboten und unterliegt gerade in Deutschland strengen Gütestandards. Ob zur großflächigen Eindeckung ganzer Dächer, zur Abdichtung von Kaminen und Gauben oder zur Einfassung exponierter Fassadenelemente wie Mauerabschlüsse oder Gesimse, Walzblei bewährt sich im Großen ebenso wie im Filigranen. Überwiegend wird es heute für kleinformatige Verwahrungen eingesetzt. Bei der Sanierung historischer und denkmalgeschützter Bauten ist Blei aufgrund seiner traditionellen, charakteristischen Optik auch für Dacheindeckungen und Fassadenbekleidungen die erste Wahl. Blei verfügt über eine Reihe Eigenschaften, die besondere Verarbeitungstechniken erfordern: Blei ist das schwerste und zugleich weichste aller Metalle für das Bauwesen. Aufgrund seiner Kaltformbarkeit lassen sich Bleibleche direkt auf der Baustelle zuschneiden, treiben und falzen. Mit Klopfholz, Treibhammer und Co. kann der Werkstoff vor Ort passgenau geformt werden. Damit ist Walzblei geeignet für komplexe und anspruchsvolle Dachformen und -details. Die Größe der Schare ist begrenzt, zumal sie in der Regel nur an der oberen Kante direkt am Untergrund befestigt werden können, um die thermische Ausdehnung nicht zu beeinträchtigen. Der Umgang mit Blei erfordert daher spezifisches Fachwissen.

Regeln für eine sichere Verarbeitung

Blei zählt heute zu den am besten erforschten und kontrollierten Metallen am Bau und stellt in kompakter, metallischer Form kein Gesundheitsrisiko dar. Renommierte Hersteller klären Geschäftskunden schriftlich und proaktiv über den sicheren Umgang mit Blei auf. Seit 2018 sind sie auch dazu verpflichtet (Aufnahme von Blei in die REACH-Kandidatenliste). Denn wie bei vielen Baustoffen sind auch im Umgang mit Walzblei einige Regeln zu beachten, um eine sichere Verarbeitung zu gewähren.

Einen wichtigen Einfluss darauf hat die Wahl des Produktes. In Deutschland werden in der Regel das von der Gütegemeinschaft Saturnblei e.V. zertifizierte Walzblei oder beschichtete und veredelte Varianten verarbeitet. Ist das Produkt vollflächig beschichtet, wie beispielsweise bleiCOLOR, oder mit einer Oberflächenveredelung versehen wie Venusblei (beides Röhr + Stolberg), dann ist ein direkter Hautkontakt mit dem Metall ausgeschlossen, auch wenn dennoch Handschuhe getragen werden sollten. Diese Oberflächen halten viele Jahrzehnte der Witterung stand und beeinträchtigen die Recyclingfähigkeit der Bleche nicht. Ein Abrieb von Partikeln durch Regenwasser wird zugleich verhindert, auch das Patinieren der Bleche entfällt. Dieser aufwendige Arbeitsschritt ist bei unbeschichteten Scharen notwendig, um die Bildung weißer Schlieren („Bleiweiß“) in der Anfangszeit nach der Montage zu verhindern. Hochwertig beschichtete oder veredelte Produkte sind daher nicht nur besonders hygienisch, sondern vereinfachen auch die Montagearbeit. Zudem harmonieren sie farblich gut mit typischen Dachmaterialien wie Schiefer und Ziegeln.

In kompakter, metallischer Form kein Gesundheitsrisiko

Saturnblei wiederum erfüllt höchste Gütestandards, jedoch sind einige Sicherheitsvorgaben zu beachten: Wie andere Werkstoffe auch, erfordert Walzblei eine verantwortungsvolle Anwendung – einerseits, um ein möglichst gutes Arbeitsergebnis zu erzielen, andererseits, um zu verhindern, dass Blei eingeatmet oder verschluckt wird. Blei ist kein hautresorptiver Stoff, d.h. er wird nicht über die intakte Haut aufgenommen. Partikel des Metalls können jedoch in Stäuben, Dämpfen oder Rauch – welche z.B. bei Schweiß-, Löt- oder Schleifarbeiten entstehen – eingeatmet werden. Allgemeine Hygieneregeln und Arbeitsschutzvorschriften müssen bei der Verarbeitung von Walzblei daher konsequent eingehalten werden. Arbeitsmedizinische Untersuchungen haben wiederholt bestätigt: Werden die entsprechenden Verhaltensregeln befolgt, ist der Einsatz von Walzblei für Handwerker gesundheitlich unbedenklich. Die folgenden Schutzmaßnahmen lassen sich einfach in den Betriebsalltag integrieren und dienen zudem als Orientierungshilfe, um Arbeitsabläufe zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren.

Verhaltensregeln während der Arbeit mit Walzblei

Die wichtigste Regel lautet: Immer Handschuhe tragen – sie schützen vor Verletzungen und bieten mehr Griffsicherheit. Zudem sollte vor der Arbeit besser eine Schutzcreme auf die Hände aufgetragen werden. Während der Bleiarbeiten sind Essen, Trinken und Rauchen tabu. Handwerker sollten ihre Fingernägel stets kurz halten und nicht mit den Händen ins Gesicht oder an den Mund fassen. Die Arbeitsschutzregeln gemäß TRGS 505 sind einzuhalten – im Einzelnen informieren die technischen Richtlinien der Gütegemeinschaft Saturnblei e.V. über Maßnahmen zum sicheren Arbeiten.

Wertige Produkte machen den Unterschied

Die sachgemäße Verarbeitung trägt auch dazu bei, den möglichen Abtrag von Partikeln durch Regenwasser zu minimieren. Bei kleinformatigen Anwendungen wie An- und Abschlüssen – die in Deutschland über 90 Prozent des verarbeiteten Walzbleis ausmachen – ist der Abtrag aufgrund der geringen Fläche generell vernachlässigbar. Die korrekte Falzung dient nicht nur der stabilen Verbindung von Bleiblechen, sondern deckt auch Schnittkanten, Nagellöcher und andere „kritische“ Stellen zuverlässig vor der Witterung ab. Unbeschichtetes Walzblei bildet im ersten Jahr nach der Montage unter Einfluss der Witterung schnell eine stabile weiße Schutzschicht aus fast unlösbarem Bleicarbonat oder Bleisulfat, auch Patina genannt, das den Partikelabtrag deutlich einschränkt. Bei beschichtetem und veredeltem Blei wird dieser Abtrag von vornherein verhindert. Ein einheitlicher Forschungsstand zu diesem Thema existiert indes nicht: Die Studienlage zu Abschwemmraten verschiedener Werkstoffe am Objekt ist heterogen und fußt auf unterschiedlichen Methoden in verschiedenen Ländern. Daher gibt es auch keine allgemeingültigen Vergleichswerte zu anderen Werkstoffen. Das liegt auch daran, dass Blei relativ selten großflächig verlegt wird. Die Eindeckung ganzer Dächer, Fassaden und Türme mit Walzblei erfolgt hauptsächlich im Rahmen der Denkmalsanierung, wo die Verwendung von Blei aufgrund der historischen Authentizität ohnehin obligatorisch ist. Gesetzliche Einschränkungen zur Verwendung von Walzblei gibt es nicht, die Hersteller müssen ihre Kunden lediglich aktiv über den sicheren Umgang mit Blei aufklären.

www.saturnblei.de

zuletzt editiert am 06. August 2024