Bei den Dreharbeiten vor Ort und in der Spenglerwerkstatt bestätigte sich, dass die Jury richtig lag. Firma Heinzlmeier aus Schrobenhausen meisterte die Disziplin Turmdeckung in allen Belangen.
Turmdeckungen zählen zu den Königsdisziplinen des Klempners und des Spenglers. Schon kleine Fehler beim Falzen und Befestigen der Blechtafeln werden aufgrund der exponierten Lage mit Sturm- und Treibwasserschäden bestraft. Es gehörte schon eine Menge Erfahrung und Herzblut dazu, den komplizierten Kirchturm in Pfaffenhofen an der Ilm für die nächsten Jahrzehnte vor Wetterkapriolen zu schützen. Nicht nur, dass die Dachkonstruktion verdreht war und kaum eine Kupfertafel wie die andere zugeschnitten ist – auch die verwinkelten und runden Bleigesimse an der Turmtraufe enthielten das komplette Repertoire der handwerklichen Falztechnik. Bei den Dreharbeiten vor Ort und in der Spenglerwerkstatt bestätigte sich, dass die Jury richtig lag. Der „Dreigenerationen“ Spengler-Fachbetrieb, mit Senior und Firmengründer Engelbert, Geschäftsführer und Spengler- und Dachdeckermeister Norbert und Spengler-Junggeselle Sebastian Heinzlmeier, meisterte eine in allen Belangen komplexe Sanierungsaufgabe. Sie fertigten hierzu sogar spezielle Werkzeuge an und haben sich den Sanierungspreis 2020 redlich verdient. Die Freude über die Nachricht war riesig, denn dies war nach zweimal Shortlist um den begehrtesten deutschen Handwerkerpreis der erhoffte Erfolg.
Blitzschlag mit Folgen
Mit rund 9.000 Katholiken ist die Pfarrei der Stadt Pfaffenhofen an der Ilm zwischen Ingolstadt und München eine der größten Pfarreien in der Diözese Augsburg. Weithin sichtbar ist der 78 Meter hohe Turm der Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist – sie prägt das Stadtzentrum und ist Mittelpunkt des Gemeindelebens. Die Verantwortung für die Pfarrei trägt Pfarrer Albert Miorin (Quelle: www.pfarrei-pfaffenhofen.de ). Die dreischiffige Kirche wurde nach einem großen Stadtbrand von 1388 im Stil der Spätgotik wieder aufgebaut und 1409 fertiggestellt. Gut zwei Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde das Kircheninnere um 1670 barock umgestaltet. Stuckateurmeister Matthias Schmuzer verschönerte das Hauptschiff mit Stuckdekor. 1672 ließ man einen neuen, in München gefertigten Hochaltar aufstellen und man ersetzte in den Folgejahren die Seitenaltäre.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts fertigten namhafte Augsburger und Münchner Goldschmiede Geräte und Schmuck der Inneneinrichtung. Ein heftiger Blitzschlag setzte im Jahr 1768 den Kirchturm in Brand. Dabei brannte die Kirchturmspitze aus und fünf Glocken schmolzen. Daraufhin genehmigte Kurfürst Maximilian III. Joseph eine Sammlung von Geldern aus mildtätigen Stiftungen der bayerischen Städte und Märkte zur Unterstützung der mittellosen Pfarrei Pfaffenhofen. Mit dieser Hilfe konnte der Turm noch im selben Jahr wieder aufgebaut werden. Im Jahre 1888 errichtete man am Fuße des Kirchturms eine Mariengrotte als Ort der Besinnung, inspiriert durch die berühmte Grotte von Lourdes (Quelle www.pfaffenhofen.de )
Sanierungspreis 2020: Disziplin Turmdeckung
Geschichte in der Kapsel
Die Dokumente der bei den Sanierungsarbeiten aufgefundenen Zeitkapsel einer Turmkugel erzählten auch die wechselvolle Geschichte der Turmdeckung. Sie beginnt bereits 1531, als auf den viereckigen gotischen Unterbau mit acht Geschossen und 38 Metern Höhe ein Zwischenstock, zwei Glocken-Etagen sowie ein achteckiger Oberbau aufgesetzt wurden. Der mit einem Querschnittsmaß von etwa neun Metern neue erbaute Turmhelm beginnt in 50 Metern Höhe. Die erste kleinteilige Schindeldeckung wurde 1769 bereits gegen eine spenglertechnische Deckung aus „Eisenblech“ ersetzt.
Klaus Siepenkort
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 02.2021.