Das Foto zeigt die Teilnehmer des Spenglerforums.
An zwei Tagen trafen sich Bayerische Spenglerinnen, Spengler und Baden-Württembergische Flaschner in Regensburg zum 4. Bayerischen Spenglerforum. (Quelle: Klaus Siepenkort / KlempnerMagazin)

Wissen 2025-03-14T08:17:56.807Z Spengler-Hotspot in Regensburg 

Spengler-Fachtage: Am 30. und 31. Januar trafen sich rund 100 Bayerische Spenglerinnen, Spengler und Baden-Württembergische Flaschner in Regensburg. Technik, Recht und Ausbildung waren die Schwerpunktthemen, auch das Netzwerken war Programm.

Der Fachverband SHK Bayern und der Fachverband SHK Baden-Württemberg veranstalten traditionell im jährlichen Wechsel Fachseminare für Sachverständige für das Klempner-/Spenglerhandwerk. Sie bieten den Experten damit eine zusätzliche fachspezifische Wissensvermittlung und die Möglichkeit für den kollegialen Austausch im Umgang mit Gerichten, streitenden Parteien sowie den aktuellen Stand der Klempnertechnik. Nach dem Motto „Alles aus einer Hand“, an einem Ort und an zwei darauffolgenden Tagen organsierte René Eberhardt, staatl. gepr. Techniker HLK und Technischer Referent im Fachverband SHK Bayern, gleichzeitig das 4. Bayerische Spenglerforum. Dies kann man nun mittlerweile als Tradition bezeichnen. Um nicht mit dem Deutschen Klempnertag zu kollidieren, findet das Spenglerforum stets im darauffolgenden Jahr statt, zu dem alle Spengler der Bayerischen Innungen und Freunde dieses Handwerks eingeladen sind.

Digitale Kommunikation mit der Justiz

Zunächst trafen sich aber am Vortag rund 30 Sachverständige, für die René Eberhardt wieder ein interessantes Programm zusammengestellt hatte. Vom Sachverständigen zu Sachverständigen berichtete Matthias Hofmann über die rechtssichere digitale Kommunikation mit der Justiz und Behörden. Seit wenigen Jahren besteht bei allen Gerichten die Möglichkeit, Dokumente in elektronischer Form einzureichen. So können Sachverständige nach § 130a Abs. 1 ZPO Gutachten elektronisch senden. Die dazu nötige Infrastruktur hat sich dabei in den letzten Jahren immer wieder verändert und verbessert. Eines der wichtigsten „Arbeitsmittel“, so Matthias Hofmann, Dipl.-Ing. (FH) Versorgungstechnik, sei hierbei der Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion. Dieser werde bei fast allen Legitimationen für den Zugang zu Webportalen für die Datenübermittlung benötigt. Dies erfolgt in der Regel in Kombination mit der Ausweis-App auf dem Smartphone oder einem Lesegerät, beispielsweise bei der Einrichtung des „Mein Justizpostfach“, kurz MJP. Das 2023 eingerichtete Onlineportal ermöglicht Nutzern, wechselseitig mit Gerichten, Staatsanwaltschaften und Rechtsanwälten zu kommunizieren und mit einem besonderen elektronischen Behördenpostfach (beBPo) der Kammern Informationen auszutauschen. Bei allen Fragen dazu bieten die Bestellungskörperschaften ihre Unterstützung an.

Arbeitswelt der Richterinnen und Richter

Über aktuelle Rechtsprechung zu Arbeiten am Dach berichteten zwei Justizbeamtinnen des Landgerichts München, Cornelia Kallert, Vorsitzende Richterin, und Richterin Julia Obermeier. Sie erörterten beispielsweise einen Fall, bei dem der Brandschutz bei der Installation einer Photovoltaikanlage nicht beachtet wurde und es zum Schadensfall kam. Dabei ging es auch um Zuständigkeiten und Haftungsfragen. Im Urteil des OLG Oldenburg vom 23.09.2019 (Az.: 13 U 20/17) waren hierzu folgende Leitsätze formuliert:

Eine Dach-Photovoltaikanlage muss so installiert werden, dass eine sichere Trennung zwischen den elektrischen Komponenten als Zündquellen und der Dachoberfläche als Brandlast gewährleistet ist. Andernfalls muss die Montage unterbleiben. Die Nichtbeachtung der einschlägigen anerkannten Regeln der Technik ist kein Fall leichter Fahrlässigkeit. DIN-Normen richten sich auch an den Planer.

Dieser muss, wie das bauausführende Fachunternehmen, die einschlägigen anerkannten Regeln der Technik kennen und anwenden. Neben weiteren Fällen gaben die beiden Richterinnen zudem einen sehr interessanten Einblick in ihre Arbeitswelten. Dabei hoben sie als fachliche Laien die für sie enorm wichtige Zusammenarbeit mit den sachverständigen Fachexperten hervor.

Im technischen Teil des Sachverständigentages zeigten Spengler- und Dachdeckermeister Thomas Döring und Sachverständiger ö.b.u.v. und Bauphysiker Adrian Blödt Bauschadensfälle, deren Ursachen und die anschließende, oft sehr komplexe Sanierungslösung. Dabei ging es hauptsächlich um Feuchteschäden an Holzkonstruktionen, die aufgrund von Leckagen und/oder fehlerhaftem Aufbau der Funktionsschichten aufgetreten sind.

Hoffnung auf Impulse

Am nächsten Tag begrüßte Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands SHK Bayern, rund 70 Spenglerinnen und Spengler aus allen Landesteilen zum 4. Spenglerforum. In seiner Rede äußerte er, dass unsere Branche auf eine sehr bald stärker werdende Bauwirtschaft angewiesen ist. Er habe aber die Hoffnung, dass es jetzt nach der Wahl wieder Impulse für den Baubereich geben wird.

Wie am Vortag, führte Landes- und Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib wieder durch das Tagungsprogramm mit vielfältigen Themen. Objektvorstellungen mit besonderen Spenglerarbeiten sind immer gern gesehen. Diesen Aspekt erfüllte Michael Leib mit seiner anspruchsvollen Gebäudehülle für die Innung SHK München – dort trifft Metallleichtbau auf feinste Spenglertechnik. Was aus Spenglersicht bei Dachentwässerungen zu beachten ist, erklärte Matthias Hofmann, der schon am Vortag bei der Sachverständigentagung im Einsatz war. Er erläuterte die einzelnen Schritte zur Entwicklung eines stets erforderlichen, projektbezogenen Entwässerungskonzepts und machte auf die Änderungen der aktualisierten DIN 1986-3 aufmerksam (ausführliche Informationen hierzu lesen Sie im nächsten KlempnerMagazin).

Neue Ansätze für die Spenglerausbildung

Sehr intensiv mit der Spenglerausbildung und den zugehörigen Problemstellungen beschäftigte sich Roya Farhadi vom Fachverband SHK Bayern. Sie wertete verschiedene Statistiken und Studien aus und kam zu aufschlussreichen Ergebnissen, u.a. wie diese vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung: Nach ihr müssen bis 2035 sieben Millionen Fachkräfte, die in Rente gehen, ersetzt werden. Dies betrifft natürlich auch die Spenglerbranche, die ohnehin für Nachwuchs sorgen muss. Sie gab aber auch einige positive Entwicklungen bekannt: Im Ausbildungsjahr 2023/24 habe das bayerische Handwerk sein Lehrstellenangebot um 1.100 auf 33.300 ausgeweitet. Die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge stieg in dieser Zeit ebenfalls an. Nach vorläufigen Schätzungen wurden 24.500 Berufsanfänger im Handwerk gezählt, vier Prozent mehr als im Vorjahr. „Mit Blick in den Berufsbildungsbericht stellen wir an zahlreichen Stellen positive Entwicklungen fest. So ist es zuletzt offensichtlich gelungen, wieder mehr junge Menschen für eine Berufsausbildung zu interessieren“, berichtete Roya Farhadi. „Entgegen dem Trend der Jahre 2019 bis 2022 ist die Ausbildungsnachfrage gestiegen. 8.800 bzw. 26,4 Prozent aller angebotenen Ausbildungsplätze konnten 2023/2024 leider jedoch nicht vergeben werden. Damit bleiben die Besetzungsprobleme dringlich.“ Hauptursachen seien die begrenzte regionale Mobilität der Azubis sowie hohe und weiter steigende Mieten. Auch vorzeitige Vertragslösung von Auszubildenden seien ein Problem.

Klimabedingter Feuchteschutz, was ist neu?

Dieses Thema füllte René Eberhardt mit seinem Vortrag, bei dem es im Schwerpunkt um den korrekten Dachaufbau ging. Dieser ist geregelt in der überarbeiteten DIN 4108-3:2024:03 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden, Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz – Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung. Die neue DIN stelle jetzt viele nachweisfreie Konstruktionen dar, die der Technische Referent im Detail erläuterte. Er wies darauf hin, dass bei nicht belüfteten Dächern mit äußeren diffusionshemmenden Wärmedämmschichten mit sd,e ≥ 2,0 m erhöhte Baufeuchte oder später durch Undichtheiten eingedrungene Feuchte nur schlecht oder gar nicht austrocknet. Ein Feuchteeintrag in der Bauphase sei deshalb stets zu vermeiden und die Einhaltung des zulässigen Holzfeuchtegehaltes zwingend erforderlich. Bezüglich einer nachträglichen Austrocknung seien dunkle Oberflächen der Dachdeckung durch ihr Aufheizen bei Sonneneinstrahlung förderlich, doch dies ist ein Problem in den sich aufheizenden Städten. Deshalb sollen künftig in den Bebauungsplänen helle Dächer gefördert werden – somit verringere sich jedoch eine Austrocknung der Holzkonstruktion. Wird eine PV geplant und ist dies bekannt bei der Planung des Daches, sei auch dies zu berücksichtigen. Durch die PV entstehen große Bereiche, die dauerhaft verschattet sind. Somit funktioniert die Abtrocknung des Daches auch in diesem Fall nicht mehr, erklärte René Eberhardt.

Neben den abwechslungsreichen und informativen Vorträgen boten die Pausen reichlich Gelegenheit für den persönlichen Austausch und zum Netzwerken.

Weitere Informationen:
https://haustechnikbayern.de

Das Foto zeigt Wolfgang Schwarz.
Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverband SHK Bayern, äußerte in seiner Begrüßungsrede die Hoffnung, dass es nach der Wahl wieder Impulse für den Baubereich geben wird. (Quelle: Siepenkort/KlempnerMagazin)
Das Foto zeigt René Eberhardt.
René Eberhardt, Technischer Referent im Fachverband SHK Bayern (Quelle: Fachverband SHK Bayern)
Das Foto zeigt Matthias Hofmann
Matthias Hofmann berichtete im Sachverständigenseminar über die rechtssichere digitale Kommunikation mit Justiz und Behörden. Im Spenglerforum erklärte er normengerechte Entwässerungskonzepte. (Quelle: Siepenkort/KlempnerMagazin)
Das Foto zeigt Cornelia Kallert, und Julia Obermeier
Über die aktuelle Rechtsprechung zu Arbeiten am Dach berichteten zwei Richterinnen vom Landgericht München, Cornelia Kallert, Vorsitzende Richterin, und Julia Obermeier (rechts). (Quelle: Siepenkort/KlempnerMagazin)
Das Foto zeigt Roya Farhadi
Roya Farhadi, FV-SHK Bayern: „Mit Blick in den Berufsbildungsbericht stellen wir an zahlreichen Stellen positive Entwicklungen fest. Doch die Probleme der Besetzung von Lehrstellen bleiben dringlich.“ (Quelle: Fachverband SHK Bayern)
EDas Foto zeigt eine Gruppe Sachverständiger.
Die länderübergreifenden Fachseminare für Sachverständige des Klempner-/Spenglerhandwerks sind auf ein Gewerk fokussiert und immer gut besucht. (Quelle: Siepenkort/KlempnerMagazin)
zuletzt editiert am 15. April 2025