Artur Kusmin mit seinem Meisterstück, ein Skateboard aus Kupfer und Zink.
Artur Kusmin: „Das stetige Perfektionieren beim Skaten stellt für mich die Verbindung zu meinem Beruf als Klempner dar. Mit meinem Meisterstück kann ich gleichzeitig für diesen tollen Beruf werben.“ (Quelle: www.spenglermeisterschule.de)

Wissen 2024-11-13T09:59:41.677Z Als Spenglermeister in die Halfpipe

Serie Meisterstücke: Als Teenie Freude beim Skaten, als Spengler Freude beim Blechnern – in seinem Meisterkurs bei Arno Fell in Würzburg falzte der Jung-Spenglermeister Artur Kusmin seine alte und neue Leidenschaft zusammen. Das Ergebnis: ein einzigartiges Skateboard aus Kupfer und Zink.

Seit April 2024 ist Artur Kusmin Spenglermeister, doch dies war zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn eigentlich nicht geplant. Erst während einer Schlechtwetterzeit in seiner Dachdeckerlehre entdeckte er beim Herstellen von Rinnenendstücken und Sanitärlüftern seine Neigung zum Blech. Wie es weiterging, erzählt er wie folgt: „Nachdem ich 2007 meine Mittlere Reife abgeschlossen hatte, stand ich vor der Frage, welchen beruflichen Weg ich einschlagen sollte. Durch Zufall landete ich bei unserem Dachdecker in der Nachbarschaft. Nach einer kurzen Praktikumswoche war für mich die Entscheidung klar: Bei so netten Kollegen und der Möglichkeit, mit meinen eigenen Händen etwas zu schaffen, dazu noch an der frischen Luft und meistens mit einer schönen Aussicht, wollte ich gerne meine nächsten drei Jahre auf dem Dach verbringen und dieses tolle Handwerk erlernen. Doch das Wetter für die Arbeit auf dem Dach war nicht immer schön, und so wurde ich gelegentlich zu den Klempnern in die Werkstatt geschickt, um dort Einblicke in ihren Beruf zu gewinnen. Das saubere millimetergenaue Arbeiten hat mich sehr motiviert. Der Entschluss, nach meiner Dachdeckerlehre auch die Klempnerlehre zu machen, war gefasst und wurde von meinen Chefs sehr begrüßt. So habe ich eine weitere zweijährige Ausbildung absolviert, den Beruf lieben gelernt und bin sehr froh, damals diese Entscheidung getroffen zu haben.“

Die Idee zum Meisterstück

Zehn Jahre später, ausgestattet mit genügend Erfahrung und Wissen als Klempner- und Dachdeckergeselle war es für Artur Kusmin der richtige Zeitpunkt, einen weiteren Schritt zu gehen und die Spengler-Meisterprüfung zu absolvieren. „Bereits zuvor habe ich bei Arno Fell von der Spengler-Meisterschule Würzburg an den Fortbildungskursen ‚Alte Spenglertechniken‘ sowie ‚Abwickeln und Herstellen von gedrehten Werkstücken‘ teilgenommen und erlernte neue Fertigkeiten. Damit fühlte ich mich bestens vorbereitet auf das anspruchsvolle Projekt Meisterstück mit Meisterbrief“, erinnert sich Artur Kusmin: „Mein Meisterstück sollte etwas mit mir persönlich zu tun haben. Also habe ich überlegt, welches Hobby bereitet mir so viel Freude, dass ich es mit meinem Meisterstück ausdrücken und gleichzeitig Werbung für den Beruf des Klempners machen kann? Die Antwort war für mich schnell klar: Ein Skateboard! Skateboarding habe ich in meiner frühen Jugend sehr intensiv betrieben. Das stetige Perfektionieren beim Skaten stellt für mich die Verbindung zu meinem Beruf als Klempner dar.“

Eine Sickenmaschine beim Einfalzen für das Logo.
Das Kupferblech wird zum Einfalzen des Logos an der Sickenmaschine vorbereitet. (Quelle: Artur Kusmin)

Der Entwurf

Bei den ersten Schritten der Projektplanung galt es, das Board, seine Form und Maße anhand von Originalteilen abzugreifen, festzulegen und zu skizzieren. Die Oberseite eines Bords ist mit einem schwarzen, sogenannten Grip-Tape belegt. Für das Meisterstück plante der Spengler, die „rutschfeste“ Oberfläche aus brüniertem Kupferblech mit Hammerschlagoptik nachzubilden. In die Unterseite des Decks sollte das Logo des gemeinnützigen Kulturvereins in Wiesbaden eingearbeitet werden, der auch eine Skatehalle betreibt. Das Logo, das ein Krähe darstellt, sollte aus Zink und Kupfer hergestellt werden. Um die Nose und Tail des Skateboards zu betonen, fügte Artur Kusmin zwei Rundungen aus Kupfer ein, die mit dem Zink-Mittelteil, der sogenannten „Wheelbase“, verfalzt werden sollten. „Um mein Skateboard von beiden Seiten angemessen präsentieren zu können, habe ich zusätzlich eine Minirampe entworfen, die als eine Art Ständer für das Skateboard dienen soll. Sie besteht aus zwei Zinkblechen für die Rundung (Rampenfläche), zwei Blechen aus Kupfer, die als Seitenbekleidung dienen, und ein Messingrohr, das als Übergang zwischen verschiedenen Flächen („Coping“) dient. Für mich ist die Minirampe besonders, da ich dort meine ersten Tricks erlernt habe“, beschreibt der ehemalige Meisterschüler. Nach einigen Testbauphasen, bei denen die Umsetzbarkeit seines Entwurfs sowie Verbindungstechniken ausprobiert wurden, erstellte Artur Kusmin die ersten Skizzen und Zeichnungen sowie einen Zeit- und Materialplan. Das detaillierte Umsetzungskonzept wurde gleich im ersten Durchlauf von der Prüfungskommission genehmigt.

Technische Zeichnung einer Skateboard-Rampe mit detaillierten Konstruktionsmerkmalen.
Und dann sollte das Meisterstück ja sicher und repräsentativ platziert werden können. Hierzu fertigte Artur Kusmin eine zum Sportgerät passende Minirampe. (Quelle: Artur Kusmin)

Die Umsetzung

Das Skateboard-Deck besteht aus drei Teilen: Oberteil („Grip-Tape“ aus Kupferblech), Unterteil (mit Logo aus Kupfer und Zink) und als stabilisierendes Mittelteil ein Skateboard-Deck aus Holz. Dies wird beim falztechnischen Verbinden des Ober- und Unterteils vollständig eingefasst. Das mithilfe einer Schablone zugeschnittene Oberteil des Skateboard-Decks aus Kupferblech wird auf eine Richtplatte gelegt und mit dem Spann- und Polierhammer ausgehämmert. Zur weiteren Oberflächenbehandlung des „Hammerschlag-Grip-Tape“ wird es mit einem Gasbrenner weichgeglüht, von Ruß befreit und anschließend mit der Rundmaschine in zwei Durchläufen nochmals gewalzt und gerichtet. Im Brünierverfahren erhält das Skateboard-Deckblech dann das gewünschte schwarze Oberflächenfinish.
Das Unterteil besteht aus vier Elementen: den aufgewölbten Enden des Boards („Nose“ und „Tail“) sowie ein einzuarbeitendes Logo aus Kupferblech und das Mittelteil (Wheelbase). Alle Elemente sind miteinander verfalzt und verlötet. Zu dem Holzboard als stabilisierendes Mittelteil werden zum Anformen der Falzborde zwei weitere Skateboard-Decks aus Holz verwendet, die mittels Schraubzwingen Ober- und Unterteil fixieren. Die Überstände der eingespannten Bleche können dann mit einem Schonhammer um etwa 90 Grad umgeformt werden. Nach den abschließenden Feinarbeiten an Falzen und Graten wird die Unterseite geschliffen, poliert und eine Nano-Versiegelung aufgetragen. Abschließend erfolgt die Montage von Achsen und Rollen. Das Skateboard ist fertig!

Artur Kusmin poliert die fertiggestellte Unterseite des Skateboards.
Prüfungssituation bei guter Laune: Artur Kusmin poliert die bereits fertiggestellte Unterseite des Skateboards. (Quelle: Artur Kusmin)

Das Finale

Und dann sollte das Meisterstück ja sicher und repräsentativ platziert werden können. Hierzu fertigte Artur Kusmin eine zum Sportgerät passende Minirampe – natürlich fachgerecht in spenglertechnischer Feinstarbeit mit Kupfer und Zink bekleidet. Für die Stabilität der Minirampe dient eine Unterkonstruktion aus MDF-Platten, die nach selbstgefertigter Planung via CNC zugeschnitten wurden. Die Teile wurden anschließend verleimt und die Rundungen im Randbereich ausgefräst. Das Messingrohr, das sogenannte „Coping“, ist jeweils rechts und links mit zwei Messingblechdeckeln verschlossen. Das Skateboard kann nun längsseitig mit der „Nose“ nach oben an der Minirampe aufgestellt werden.

So beeindruckend wie sein Meisterstück ist auch die 123-seitige Dokumentation des Gesamtprojektes mit außergewöhnlicher Detailtiefe. Manche Diplomarbeiten fallen sicher erheblich kürzer aus. Übrigens: Spenglermeister Artur Kusmin skatet nun auch wieder und das Meister-Skateboard hat bereits seinen Ehrenplatz im Schaufenster des Skater-Shops in Wiesbaden. Darauf der Hinweis: „Lust auf kreatives Handwerk? Werde Spengler:in!“ Kann denn Werbung besser sein?

Herzlichen Glückwunsch!

Artur Kusmin als Teenie auf dem Skateboard.
Mit Freude beim Skaten: Artur Kusmin als Teenie. (Quelle: Artur Kusmin)
Ein Schonhammer an dem Überstand der Bleche.
Die Überstände der eingespannten Bleche können dann mit einem Schonhammer um etwa 90 Grad umgeformt werden. (Quelle: Artur Kusmin)
Das Skateboard in der Halterung des Gestells.
Das Skateboard kann längsseitig mit der „Nose“ nach oben an der Minirampe aufgestellt werden. (Quelle: Artur Kusmin)
Das Meister-Skateboard im Schaufenster des Skater-Shops.
Das Meister-Skateboard hat bereits seinen Ehrenplatz im Schaufenster des Skater-Shops. Darauf der Hinweis: „Lust auf kreatives Handwerk? Werde Spengler:in!“ Kann Werbung besser sein? (Quelle: Artur Kusmin)
zuletzt editiert am 14. November 2024