Eine Reihe von Solarpanels auf einem Dach, die Sonnenenergie in einer ländlichen Umgebung sammeln.
Bei der fachgerechten Installation von Solarmodulen sind vor allem zwei Faktoren zu beachten: die freie Dehnungsbewegung sämtlicher Bauelemente und die Lastabtragung in den Falz. (Quelle: Timo Eberhard)

Technik 2025-04-30T07:06:09.017Z Energie vom Dach, aber nur vom Fach

Dachsanierung: Dehnungsprobleme aufgrund unsachgemäßer Montage einer PV-Anlage sorgten für massive Schäden an der Metalldeckung eines Schulgebäudes. Für die notwendige Neudeckung und Neuinstallation der Solarmodule erstellte Klempnermeister Timo Eberhard ein ausgefeiltes Konzept für deren Anordnung und Befestigung.

Die Bedeutung der Überschrift zeigt sich aktuell immer häufiger, die Schäden aufgrund unsachgemäßer bzw. unqualifizierter Montage von Energieerzeugungsanlagen auf Dachflächen häufen sich. Die Bedeutung der Überschrift können Sachverständige und qualifizierte Klempner- und Spengler-Fachbetriebe sicherlich unterschreiben. Denn immer häufiger werden wir mit Schäden aufgrund unsachgemäßer Montage von Energieerzeugungsanlagen auf Dachflächen konfrontiert. Bislang ist es leider so, dass man animmt, jegliche Installation von Photovoltaik-Anlagen gelte als „Minderhandwerk“, was leider auch minderwertig qualifizierte Unternehmen in den Markt bringt. Sie installieren Solarmodule auf Metalldächern, ohne die technischen Anforderungen an die Statik und an eine zwängungsfreie Montage zu kennen. Da kam im Vortrag vom ZVSHK Juristen Carsten Müller-Öhring beim KlempnerTreff in Münster die Nachricht gerade recht, dass sich die Industrie- und Handelskammer auf eine Änderung im sogenannten „Abgrenzungsleitfaden“ geeinigt hat. Demnach sollen Arbeiten zur Installation von Photovoltaik-Anlagen künftig an eine Eintragung in der Handwerksrolle gebunden sein. Die Photovoltaik-Montage soll also dem Dachdecker- und Klempnerhandwerk zugeordnet werden. Dies ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung – dennoch sollten sich Klempner- und Dachdeckerunternehmen aufgrund der technischen Weiterentwicklungen fortbilden. Deshalb rate ich dringend allen Unternehmen, die sich mit diesem durchaus lukrativen Geschäftsfeld intensiver beschäftigen möchten, den Qualifizierungslehrgang zum PV-Manger im Klempner- und/oder Dachdeckerhandwerk durchzuführen. Dieser wird regelmäßig vom ZVSHK und dem ZVDH angeboten.

Vom Schutzdach zum Energiedach

Mit diesem Projektbeispiel der Grundschule Pfalzfeld im Hunsrück möchte ich darstellen, warum Solaranlagen auf Metalldächern einer qualifizierten Planung und Ausführung bedürfen. Voraus bemerkt entwickelte sich der vermeintlich lukrative Auftrag zur nachträglichen Montage von PV-Modulen zu einem 120.000 Euro teuren Schadensfall.

Das Gebäude wurde 1997 in einem damaligen Pilotprojekt komplett in Holzbauweise erstellt. Die Doppelstehfalzdeckung aus Titanzink erfolgte seinerzeit fachgerecht und unter größter Sorgfalt, denn zum heutigen Zeitpunkt sind bei den unberührten Dachflächen keinerlei Schäden sichtbar. Die Bauherrschaft sich 2014, die beiden nach Süden ausgerichteten Dachflächen mit einer PV-Anlage zu belegen und setzte dies 2015 um.

Schaden statt Gewinn

Ende 2023 zeigten sich erste Schäden an der Dachdeckung im Inneren des Gebäudes. Schon der erste Ortstermin offenbarte ein irreparables Schadensbild der Metalldeckung, verursacht durch die nachträglich montierte PV-Anlage. Bei deren Installation wurde die thermische Längenänderung des Aluminium-Traggestells und dessen Einwirkung auf die Doppelstehfalzdeckung nicht berücksichtigt. Es wurden 6,0 Meter lange Aluminiumprofile verwendet, die auf einer Länge von 27 (!) Metern starr, also ohne Dehnungsmöglichkeit miteinander verbunden wurden. Massive Schäden an den gesamten mit PV-Modulen belegten Dachbereichen bis zum vollständigen Abriss der Doppelstehfalze waren die Folge. Es blieb also keine andere Möglichkeit, als dem Bauherrn zu empfehlen die eigentlich hochwertige und handwerklich auch qualitativ anspruchsvoll ausgeführte Deckung komplett zu demontieren.

Schnittstellen im Blick

Im Zuge des Neuaufbaus wurde entschieden, die Deckung passend zu den anderen Dachflächen erneut als Doppelstehfalzdeckung in Titanzink auszuführen. Im Zuge der Ausführungsplanung wurde zunächst eine exakte Schnittstelle der Gewerke festgelegt. Die Befestigung und das Traggestell für die Solarmodule wurden dem Gewerk Dachdecker- und Klempnerarbeiten zugeordnet. Der Solarteur sollte lediglich die Module liefern, auf dem fachgerecht vormontierten Traggerüst installieren und die Verkabelung ausführen. Diese Vorgehensweise wird von Bauherrn oft bevorzugt, da ein Leistungsabfall der Anlage in der Gewährleistungsphase somit eindeutig dem Solarteur zugeordnet werden kann. Eine Alternative dazu ist die Schnittstelle unmittelbar vor den Wechselrichter zu platzieren, dies hat zur Folge, dass sämtliche Arbeiten auf Dachflächen vom Dachdecker/Klempner ausgeführt werden. Im zukünftigen Abgrenzungsleitfaden zwischen dem Deutschen Industrie und Handelskammertag (DIHK) sowie dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) wird die Montage von PV-Anlagen künftig als Eingriff in die Dachkonstruktion angesehen und ist, wie oben beschrieben, somit entsprechend den Dachgewerken zugeordnet.

Auf die Dehnung kommt an

Die Profile des Traggestells der neuen PV-Anlage wurden jetzt auf Einzellängen von lediglich 2,40 Metern begrenzt, sodass zwei Module auf einer Schiene fixiert werden konnten. Die Schienen untereinander sind mit ausreichend Dehnungsabstand montiert. Das Traggestell selbst ist mit den hierfür geeigneten und passend ausgewählten Falzklemmen und speziellem Drehmoment befestigt. Mit ihrem breiten Fuß weisen sie eine deutlich bessere Lastabtragung in die Eindeckung auf als Klemmen, die die Last unmittelbar in den Falz abgeben. Das Traggestell auf den Klemmen ist mit einem mittigen Fixpunkt montiert. Der Potenzialausgleich wurde durch den Elektriker hergestellt.

Lesen Sie den vollständigen Bericht in KlempnerMagazin Ausgabe 3/2025.

Eine Nahaufnahme einer Metallverbindung mit einer Schraube, die zwei Metallplatten zusammenhält.
Bei der Schule in Pfalzfeld wurden 6,0 Meter lange Aluminiumprofile auf 27 Meter starr miteinander verbunden. Das Bild zeigt, dass die 60 mm Längenänderung einen Weg gefunden haben. (Quelle: Timo Eberhard)
Eine Metallhalterung, die auf einem Dach montiert ist, zeigt ihre robuste Bauweise und Funktionalität.
Die neu eingesetzten Solarhalter weisen eine bessere Lastabtragung in die Eindeckung auf als Klemmen, die die Last unmittelbar in den Falz abgeben. (Quelle: Timo Eberhard)
Eine moderne Solaranlage auf dem Dach eines Gebäudes, umgeben von grüner Vegetation.
Die Dachaufsicht zeigt die Anordnung der Solarmodule mit bis zu 27 Metern durchlaufenden Tragschienen ohne Dehnungsausgleich. (Quelle: Timo Eberhard)
Eine große Solaranlage auf dem Dach eines Gebäudes in einem Wohngebiet.
Die neue Anordnung ermöglicht schadlose Dehnungsbewegungen sowohl der Solar-Unterkonstruktion als auch der Doppelstehfalzdeckung. (Quelle: Timo Eberhard)
zuletzt editiert am 30. April 2025